Linke: Lafontaine im Interview:"Wer die Nase vorn hat, soll regieren"

König an der Saar und der Linken: Oskar Lafontaine über sein Ehrgeiz, Ministerpräsident zu sein - und über quer sitzende Fürze.

T. Denkler und C. Hickmann

sueddeutsche.de: Herr Lafontaine, Sie sind jetzt Spitzenkandidat der Saar-Linken für die Landtagswahl 2009. Sie wollen Ministerpräsident werden. Wie soll das gehen, wenn SPD-Landeschef Heiko Maas sagt, mit der Linken nur unter seiner Führung? Ohne die SPD ginge es ja nicht.

Linke: Lafontaine im Interview: Oskar Lafontaine, Spitzenkandidat der Linken im Saarland.

Oskar Lafontaine, Spitzenkandidat der Linken im Saarland.

(Foto: Foto: ddp)

Oskar Lafontaine: Wir haben der SPD eine Regierungszusammenarbeit angeboten auf der Grundlage unserer jeweiligen Wahlprogramme. Da gibt es sehr große Überschneidungen. Und wer die Nase vorn hat bei den Wählerinnen und Wählern, soll den Ministerpräsidenten stellen.

sueddeutsche.de: Heiko Maas hat gesagt, es werde definitiv kein Bündnis mit der SPD als Juniorpartner geben.

Lafontaine: Ich kann verstehen, wenn die SPD aufgrund ihrer besonderen Situation zögert. Aber was dann auch nicht geht, ist, dass sie Gespräche mit der CDU führt für den Fall, dass sie drittstärkste Kraft wird. Dazu muss sie sich klar erklären vor der Landtagswahl.

sueddeutsche.de: Könnte sich möglicherweise Herr Maas als der größte Hemmschuh auf ihrem Weg ins Amt herausstellen?

Lafontaine: Das kann ich nicht beurteilen. Wir haben ein faires Angebot gemacht und warten jetzt mal ab, wie die SPD reagiert.

sueddeutsche.de: Wenn Sie Ministerpräsident werden sollten, sind Konflikte, etwa mit den Gewerkschaften, unausweichlich. Opposition ist doch viel bequemer für Sie. Wollen Sie das Amt überhaupt?

Lafontaine: Wenn ich mich um das Amt des Ministerpräsidenten bewerbe, dann werde ich es auch antreten, wenn die Wählerinnen und Wähler es wollen. Im Übrigen hatte ich als Ministerpräsident meine Entscheidungen immer vor der Bevölkerung zu rechtfertigen. Wir haben immer absolute Mehrheiten erreicht. Ich gehe davon aus, dass auch unsere zukünftige Politik auf Zustimmung stößt.

sueddeutsche.de: Im Gegensatz zur eher kleinen Bühne Saarbrücken haben sie als Partei- und Fraktionschef in Berlin doch viel größere Einflussmöglichkeiten. Wird das hier nicht ein bisschen eng für Sie?

Lafontaine: Das ist ein Irrtum. Jeder Ministerpräsident kann jederzeit im Bundesrat und im Bundestag das Wort ergreifen. Als SPD-Vorsitzender und Ministerpräsident habe ich davon immer Gebrauch gemacht. Insofern weiß ich, wie das geht.

sueddeutsche.de: Ihre kleine Fehde mit Heiko Maas könnte am Ende dem CDU-Ministerpräsidenten Peter Müller in die Hände spielen.

Lafontaine: Die Frage, wie die Linke an der Saar abschneidet, hat wenig mit Herrn Müller zu tun. Wir haben eine wachsende Zustimmung in der Bevölkerung. Auch weil wir nicht gegen Personen kämpfen, sondern für unsere Politik. Damit sind wir bisher gut gefahren.

sueddeutsche.de: Wenn Sie über ihre Regierungszeit im Saarland sprechen, reden sie von "wir". Ist die wahre SPD tatsächlich heute in der Linken zu finden?

Lafontaine: Nein. Wir haben große Erfolge errungen. Das war der Erfolg nicht eines Einzelnen. Viele meiner damaligen Mitstreiter sind noch in der SPD, einige davon in der Linken. Mit dem "wir" beziehe ich alle ein.

sueddeutsche.de: Sie haben Einigen in der Saar-SPD vorgeworfen, ihnen würde in Bezug auf die Linke ein "Furz quer sitzen". Wann wird es zwischen SPD und Linken diese Befindlichkeiten nicht mehr geben?

Lafontaine: Bestimmte politische Ziele lassen sich nur in bestimmten Konstellationen auf bestimmten Ebenen umsetzen. In den Ländern kann man mit der CDU nicht die Studiengebühren und auch nicht das achtjährige Gymnasium abschaffen. Man kann auch Privatisierungen nicht stoppen. Wenn es da zu einer Einsicht in der SPD kommt, dann werden auch die Befindlichkeiten abnehmen.

sueddeutsche.de: Haben Sie Herrn Maas mal angeboten, sich an einen Tisch zu setzen und diese Befindlichkeiten aus der Welt zu schaffen?

Lafontaine: Von mir aus gibt es keine Befindlichkeiten, die einem solchen Gespräch im Wege stehen würden.

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