Linke:Lafontaine: Gysi soll sich mit Rolle in der zweiten Reihe abfinden

Co-party leader Lafontaine of the left-wing party Die Linke and party fellow Gysi address a news conference  in Berlin

Gemeinsam in alten Zeiten: Oskar Lafontaine (links) und Gregor Gysi im Jahr 2010.

(Foto: REUTERS)
  • Linken-Politiker Lafontaine fordert Gysi auf, seine nicht mehr so hervorgehobene Rolle in der Partei zu akzeptieren.
  • Andere Linken-Politiker zeigen sich gelassener.

Seit Gregory Gysi sich vor einem halben Jahr von der Linken-Fraktionsspitze zurückgezogen hat, ist es ruhig um ihn geworden. Offenbar zu ruhig. Vor ein paar Tagen forderte er in einem Brief an die jetzige Fraktionsspitze die Zuständigkeit für die Europapolitik - oder ersatzweise das Recht, wenigstens sechs Reden zu wichtigen Themen im Bundestag halten zu dürfen. Ein Ansinnen, das nicht überall auf Gegenliebe trifft.

Oskar Lafontaine, der einige Jahre gemeinsam mit Gysi die Linke führte, forderte Gysi nun auf, sich mit seiner Rolle in der zweiten Reihe zu begnügen. "Es wäre gut, wenn Gregor Gysi damit klarkäme, dass er nicht mehr in der ersten Reihe sitzt", sagte er dem Spiegel. Lafontaine, heute Oppositionsführer der Linken im Saarland, räumte ein, dass Gysi, der immer noch als Abgeordneter im Bundestag sitzt, wichtig für die Linkspartei sei, "aber er muss seine eigene Entscheidung, den Fraktionsvorsitz abzugeben, auch akzeptieren".

Wagenknecht reagiert mit Unmut, Bartsch verhalten

Die jetzige Fraktionschefin Sahra Wagenknecht hatte bereits zuvor deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt sei, Gysi die Europapolitik zu überlassen. Sie verwies zum einen auf ihre Kompetenz auf diesen Themengebiet. Zum anderen betonte sie, dass es üblich sei, dass die Fraktionsführung - also derzeit sie und Dietmar Bartsch - bei "Grundsatzfragen die Richtung" vorgebe.

Bartsch äußerte sich hingegen zurückhaltender. Er kündigte ein zeitnahes Gespräch mit Gysi an: "Ich finde, das ist der normale Umgang." Zur Frage, ob Gysis Wunsch nach mehr Einfluss nicht als ein Misstrauensvotum an der eigenen Arbeit verstanden werden könne erwiderte er: "Diese Übersetzung kann ich keinesfalls nachvollziehen."

Auch Linkenchefin Katja Kipping bestritt, dass es interne Differenzen über die künftige Rolle Gysis gebe.

Dennoch: Gysi ist es ernst mit seinem Ringen um mehr Einfluss. Andernfalls, so drohte er, wolle er nicht mehr für den Bundestag kandidieren.

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