Lied der Waffen-SS auf Facebook:FPÖ-Sprecher wegen Nazi-Zitat gefeuert

Ein Zitat auf Facebook hat den Sprecher des Wiener FPÖ-Ortsverbands den Job gekostet. Denn der Text stammt aus einem Lied der Waffen-SS. Der Vorstand der rechtspopulistischen Partei greift prompt durch. Und der Sprecher? Ist "schockiert".

Der Wiener Ortsverband der rechtspopulistischen Partei FPÖ hat seinen Pressesprecher entlassen. Stefan Gotschacher wird in der aktuellen Ausgabe der Stadtzeitung Falter vorgeworfen, auf seiner Facebook-Seite ein Lied der Waffen-SS zitiert zu haben. Die Zitate "haben in unserer Bewegung nichts verloren", sagte Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein. "Das ist kein Kavaliersdelikt, über den ich hinwegsehe."

Konkret geht es um das Lied "SS marschiert in Feindesland". Gotschacher soll dem Wiener Kurier zufolge folgende Textzeile aus dem Lied zitiert haben: "Und wenn sich die Reihen auch lichten, für uns gibt es nie ein Zurück." Er gab im Gespräch mit der Zeitung an, nicht gewusst zu haben, dass es sich um ein Lied der Waffen-SS handelt. Er sei darüber schockiert und werde die Zitate sofort entfernen, sagte Gotschacher demnach dem Blatt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Gotschacher eine Nähe zum braunen Milieu nachgesagt wird. Im September 2012 berichtete der Kurier, der Pressesprecher sei auf Facebook Mitglied einer Gruppe, die Freiheit für Gerhard Ittner fordert. Der Neonazi, der als Beruf "Sachverwalter des Deutschen Reichs" angibt, wurde vor einem Jahr nach siebeneinhalb Jahren Flucht in Portugal gefasst und sitzt inzwischen in Deutschland in Haft - wegen Volksverhetzung, schwerer Verunglimpfung des Staates, Beschimpfung von Religionsgemeinschaften und Beleidigung in jeweils mehreren Fällen. Gotschacher sagte damals, wahrscheinlich sei ihm die Freundschaftsanfrage "durchgerutscht", der Kontakt sei nun gelöscht.

Der oppositionellen FPÖ wird immer wieder vorgeworfen, Verbindungen zu Neonazis zu unterhalten. Die Partei bemüht sich jedoch um ein seriöses Image. In Umfragen liegt sie derzeit bei etwa 20 Prozent und ist damit die drittbeliebteste Partei Österreichs. Dort wird im September ein neues Parlament gewählt.

Im August 2012 hatte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ebenfalls auf Facebook mit einer antisemitischen Karikatur für Empörung gesorgt. Diese zeigte einen übergewichtigen Mann mit Hakennase und Davidsternen auf den Manschettenknöpfen, der laut Bildbeschriftung "die Banken" darstellen sollte; ein ausgemergelter Mann in zerschlissener Kleidung symbolisierte das "Volk". Später tauschte Strache die Karikatur gegen eine unverfänglichere Version aus.

Internetaktivisten werfen Strache derzeit vor, Diskussionen auf Facebook nicht zuzulassen. Texte mit "einschlägigem Vokabular vom rechten Rand" würden auf seiner Seite nicht sichtbar, berichtet die Seite news.at. Auch Vokabeln wie "rechtsextrem" seien nicht erlaubt. Bei der FPÖ heißt es, man wolle die Seite nach Kritik in der Vergangenheit sauber halten.

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