Liechtenstein-Fahnderin:Schwere Vorwürfe gegen Staatsanwältin

Die bundesweit bekannte Fahnderin Margrit Lichtinghagen soll bei der Überweisung von Geldbußen gemauschelt haben.

Johannes Nitschmann

Die bundesweit bekannte Staatsanwältin und Liechtenstein-Fahnderin Margrit Lichtinghagen wird die Staatsanwaltschaft Bochum nach Querelen mit ihren Dienstvorgesetzten verlassen und zur Kölner Ermittlungsbehörde wechseln.

Liechtenstein-Fahnderin: Margrit Lichtinghagen

Margrit Lichtinghagen

(Foto: Foto: dpa)

Wie ein Sprecher des Justizministeriums am Freitag in Düsseldorf mitteilte, soll die 54-Jährige aber bei der Kölner Staatsanwaltschaft ihre bereits eingeleiteten Strafermittlungen gegen Liechtenstein-Steuersünder weiter führen. Das Verhältnis zwischen der Leitung der Staatsanwaltschaft Bochum und Frau Lichtinghagen sei "zerrüttet".

Die seit Monaten andauernden Auseinandersetzungen zwischen Lichtinghagen und ihrer Behördenleitung waren am Dienstag eskaliert. Der prominenten Staatsanwältin waren wegen angeblicher Eigenmächtigkeiten und Kompetenzüberschreitungen ihre Ablösung im Liechtenstein-Komplex und die Versetzung in eine unbedeutende Strafabteilung mitgeteilt worden war.

Daraufhin hatte sich die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) in den Streit eingeschaltet und am Freitag mit allen Beteiligten eine einvernehmliche Lösung gesucht.

In dem Gespräch im Düsseldorfer Justizministerium hatte die Leitung der Bochumer Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers neue, "schwerwiegende Vorwürfe" gegen Lichtinghagen erhoben. Diese Vorwürfe, die nicht näher konkretisiert wurden, müssten "bis Anfang nächster Woche" ausgeräumt sein.

Erst dann könne eine "endgültige Entscheidung" über die berufliche Zukunft der Liechtenstein-Fahnderin erfolgen. Dem Vernehmen nach wird ihr vorgeworfen, bei der Zuweisung von Mitteln aus Geldbußen an gemeinnützige Einrichtungen "gemauschelt" und bestimmte Institutionen auffällig bevorzugt zu haben.

Die Bochumer Staatsanwältin war bundesweit bekannt geworden, als sie im Februar in Köln Ex-Postchef Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung in Liechtenstein verhaften ließ. Über den Bundesnachrichtendienst waren von der Steuerfahndung vier DVD's mit verdeckten Kontenverbindungen von 779 deutschen Steuerbürgern bei der Liechtensteiner LGT-Bank aufgekauft worden. Inzwischen hat Lichtinghagen in dem LGT-Komplex mehr als 400 Strafermittlungsverfahren eingeleitet.

Die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag forderte Justizministerin Müller-Piepenkötter auf, "die Intrigen gegen eine erfolgreiche Staatsanwältin zu stoppen". Lichtinghagen solle "aus fadenscheinigen Gründen kaltgestellt" werden, erklärte der SPD-Fraktionsvize Ralf Jäger. Es könne nicht hingenommen werden, dass Staatsanwälte, "die erfolgreich gegen Prominente ermitteln, mit ihrer Ablösung rechnen müssen", sagte SPD-Fraktionsvize Ralf Jäger.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: