Libyen:Regierung stemmt sich gegen kämpfende Milizen

Die libysche Führung kämpft um ihr Überleben. Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen haben die Hauptstadt Tripolis erreicht. Nun fordert die Regierung alle Parteien auf, die Waffen ruhen zu lassen.

Libyen kommt nicht zur Ruhe. Nun hat sich die Übergangsregierung zu den gewaltsamen Unruhen im Land geäußert. Über die Nachrichtenagentur Lana forderte sie am Montag die Milizen im Land dazu auf, Meinungsäußerungen durch den Einsatz von Waffen sofort zu unterlassen. Zu der von abtrünnigen Soldaten angekündigten Auflösung des Parlaments äußerte sie sich nicht.

Bei Zusammenstößen in der Hauptstadt Tripolis sind zuvor zwei Menschen ums Leben gekommen. 55 Personen sind nach Angaben der Behörden am Sonntag verletzt worden. Anhänger des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar hatten nach eigener Darstellung das Parlamentsgebäude in Tripolis angegriffen. Sie nahmen zehn Mitarbeiter des Parlaments als Geiseln.

In mehreren Teilen der Hauptstadt war bis spät in die Nacht Gewehrfeuer zu hören. Am frühen Montagmorgen kam es auch in der ostlibyschen Stadt Bengasi zu Auseinandersetzungen. Unbekannte feuerten Raketen auf den Flughafen der Stadt, hieß es in Armee- und Sicherheitskreisen. Aus Sicherheitsgründen war der Flughafen geschlossen worden. Bei Kämpfen zwischen Anhängern von Haftar und Islamisten starben mehr als 70 Menschen.

Ein Militäroberst verkündet die "Suspendierung" des Parlaments

Bei den Angreifern handelt es sich um abtrünnige Soldaten, die von Milizen aus der Stadt Sintan unterstützt werden. Ihr Ziel ist die Vertreibung der islamistischen Milizen aus dem Land, die sich seit dem Sturz des Langzeitpräsidenten Muammar al-Gaddafi 2011 dort ausgebreitet haben.

Justizminister al-Marghani erklärte der Nachrichtenagentur AFP zufolge, zwischen den Vorgängen in Tripolis und zuvor in Bengasi gebe es "keine wirkliche Verbindung". Ein Oberst, der nach eigenen Angaben im Namen der Armee des Landes sprach, verkündete eine "Suspendierung" des Parlaments, berichtet AFP. Mochtar Fernana verlas am Sonntag eine Erklärung, die zwei private Fernsehsender ausstrahlten. "Wir, Mitglieder der Armee und Revolutionäre, verkünden die Suspendierung des Allgemeinen Nationalkongresses", sagte er.

Einer der Sender, die Fernanas Erklärung ausstrahlten, wurde kurze Zeit später angegriffen: Der Sitz von Libya International sei von "mindestens vier Raketen" getroffen worden, sagte ein Journalist, der nicht namentlich genannt werden wollte. Es gebe Sachschäden, Menschen seien aber nicht zu Schaden gekommen.

Seit dem Bürgerkrieg 2011 und dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi ist es der Regierung nicht gelungen, sich im gesamten Land Autorität zu verschaffen. Viele ehemalige Rebellengruppen verweigern ihre Entwaffnung.

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