Libyen:Sohn Gaddafis soll von Miliz freigelassen worden sein

Seif al-Islam Gadhafi, Saif al-Islam

Saif al-Islam im November 2011.

(Foto: AP)

Wo sich der zum Tod verurteilte Saif al-Islam aktuell aufhält, ist unbekannt. Der Internationale Strafgerichtshof fordert seit Jahren seine Auslieferung.

Eine bewaffnete Gruppe in Libyen hat die Freilassung Saif al-Islams, des einst einflussreichsten Sohns des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi, bekannt gegeben. Ein Gericht in Libyen hatte ihn 2015 in einem international kritisierten Verfahren zum Tode verurteilt. Er habe sich des Kriegsverbrechens und der Korruption schuldig gemacht, hieß es in der Urteilsbegründung.

Die Brigade Abu Bakr al-Sadik, die neben weiteren Milizen die westlibysche Stadt Sintan kontrolliert, teilte am Freitagabend auf Facebook mit: "Er ist ab jetzt frei und hat die Stadt verlassen." Informationen über den Aufenthaltsort des 44-Jährigen wurden nicht bekannt. Ein Anwalt des Gaddafi-Sohnes, Karim Khan, erklärte in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP, er könne die Freilassung seines Mandaten "im Moment weder bestätigen noch dementieren". Im Juli 2016 hatten sich Berichte über eine Freilassung Saif al-Islams als falsch herausgestellt.

Die Freilassung soll auf der Grundlage eines Amnestie-Gesetzes erfolgt sein, welches nicht anerkannte Regierung im Osten des Landes erlassen hatte. Das Gesetz soll Gaddafi-Leuten ermöglichen, in die Politik zurückzukehren. Es ist offen, ob al-Islam das tun wird. In jedem Fall ist seine Freilassung aber eine Provokation gegen die Regierung in Tripolis. In Libyen gibt es drei rivalisierende Verwaltungen, die seit dem Sturz von Machthaber Gaddafi 2011 untereinander und mit zahlreichen Milizen und Clans um die Macht konkurrieren.

Seit 2011 in Haft

Saif al-Islam wurde im November 2011 von Milizen, die aus früheren Rebellengruppen hervorgegangen waren, festgenommen. Vier Jahre später verurteilten ihn libysche Richter zum Tode. Die UNO und verschiedene Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Verfahren. Sie bezweifelten, dass der Gaddafi-Sohn einen fairen Prozess bekomme.

Mit Aufständen hatte die Bevölkerung den Sturz des Diktators Gaddafi erzwungen, nachdem dieser mehr als 40 Jahre lang an der Macht gewesen war. Aus dem Aufstand in dem ölreichen nordafrikanischen Land entwickelte sich ein Bürgerkrieg. Saif al-Islam führte dabei Gaddafi-treue Kräfte gegen die Rebellen an. Nach Angaben der BBC galt er als möglicher Nachfolger seines Vaters, der im Oktober 2011 getötet wurde.

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hatte im Jahr 2011 gegen Saif al-Islam einen Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgestellt. Das Gericht wirft ihm vor, die brutale Niederschlagung des im Februar 2011 begonnenen Aufstands gegen den langjährigen Machthaber Gaddafi maßgeblich mitgeplant zu haben. Die Auslieferung von al-Islam forderte der IStGH bislang vergeblich.

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