Libyen:Vom Ende des Gaddafi-Clans

Saif al-Islam ist gefasst und soll in Libyen vor Gericht gestellt werden - und der einst ebenso schillernde wie mächtige Clan ist endgültig Geschichte. Alle engen Verwandten des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi sind tot, gefangen oder im Exil.

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Saif al-Islam Gaddafi is seen sitting in a plane in Zintan

Quelle: REUTERS

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Mit der Festnahme von Saif al-Islam im November 2011 dürften alle Mitglieder des Gaddafi-Clans entweder tot, im Exil oder hinter Gittern sein - ganz genau allerdings weiß das niemand, denn nicht über alle Kinder des früheren Machthabers ist viel an die Öffentlichkeit gedrungen.

Schon häufiger hatte es Gerüchte über die Festnahme oder gar den Tod des Lieblingssohns von Muammar al-Gaddafi gegeben. Im November 2011 endete die Flucht des Saif al-Islam Gaddafi: Milizionäre der libyschen Übergangsregierung griffen ihn auf dessen Weg nach Niger auf.

Obwohl er auch mit einem internationalen Haftbefehl gesucht wurde, wollen ihm die Libyer selbst den Prozess machen. Saif al-Islam soll im westlibyschen Sintan vor Gericht gestellt werden. Dem 40-Jährigen wird die Anordnung von Verbrechen während des Aufstands gegen seinen Vater vorgeworfen.

Motassim Gaddafi arrested

Quelle: dpa

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Mutassim Gaddafi

Der 1975 geborene Karrieresoldat und Arzt wurde 2007 zum Chef des nationalen Sicherheitsrates berufen. Nach dem Vorwurf eines Putschversuchs ging er ins Exil nach Ägypten, doch sein Vater verzieh ihm und ließ ihn zurückkehren. Mutassim war der stärkste Konkurrent seines Bruders Saif al-Islam um die Nachfolge an der Staatsspitze. Er kam, wie sein Vater, am 20. Oktober 2011 in Sirte ums Leben.

Mutassim war, vie viele seiner Geschwister, für einen verschwenderischen Lebensstil bekannt und lud Prominente wie Beyoncé, Mariah Carey oder Jon Bon Jovi zu seinen Partys ein. Er war vier Jahre lang mit dem italienischen Fotomodell Vanessa Hessler liiert. Das Werbegesicht eines großen Telekommunikationsunternehmens verlor über das allzu lebhafte Andenken an den Diktatorensohn seinen Job.

Young men hold pictures of Saif Al-Arab Gaddafi, son of Libyan leader Muammar Gaddafi, in Tripoli

Quelle: Reuters

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Saif al-Arab Gaddafi

Der 1980 geborene Gaddafi-Sohn war mehrere Jahre an der Technischen Universität München als Student eingeschrieben, wo er in einer exklusiven Villa wohnte, das Leben mit Alkohol und teuren Autos genoss und mehrfach mit der Justiz in Konflikt geriet. Der sechste Sohn von Muammar al-Gaddafi galt mehreren Quellen zufolge als eines der weniger einflussreichen Kinder des libyschen Diktators.

Saif al-Arab wurde nach Angaben der libyschen Regierung Ende April gemeinsam mit drei von Gaddafis Enkelkindern bei einem Nato-Luftangriff in Tripolis getötet.

Still image from video footage by Libyan state television shows what it says is Muammar Gaddafi's son Khamis visiting wounded Libyans in a hospital

Quelle: Reuters

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Chamis Gaddafi

Der jüngste Sohn von Muammar al-Gaddafi wurde 1983 geboren. Er kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit und galt als Hardliner, der in die Repression von Demonstrationen verwickelt gewesen sein soll. Seine Militärbasis in Tripolis fiel nach einem Nato-Luftangriff am 27. August. Die Rebellen verkündeten einen Tag später Chamis' Tod. Ein Gaddafi nahestehender TV-Sender bestätigte den Tod am 17. Oktober.

Er war Student in Spanien, wurde jedoch wegen seiner Rolle bei Angriffen auf Demonstranten in den Monaten vor dem Sturz seines Vaters ausgewiesen.

Gaddafis Familie in Algerien

Quelle: dpa

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Safija al-Gaddafi

Seine zweite Ehefrau Safija, eine angehende Krankenschwester, lernte Muammar al Gaddafi kennen, als er sich kurz nach seiner Machtübernahme im Jahr 1969 von einer Blinddarmoperation erholte. Von seiner ersten Frau Fatiha ließ er sich scheiden, um seine neue Liebe zu heiraten. Mit Safija bekam er sechs Söhne und eine Tochter, außerdem adoptierte das Paar zwei weitere Kinder. Safija flüchtete zusammen mit drei Kindern am 29. August nach Algerien.

Die einstige Krankenschwester gilt als diskret, während der Herrschaft Gaddafis hatte sie großen Einfluss.

Gaddafis Familie in Algerien

Quelle: dpa

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Aischa Gaddafi

Die 1977 geborene einzige Tochter Gaddafis wurde wegen ihres eleganten Aussehens und der langen blonden Haare "Claudia Schiffer Libyens" genannt. Die Juristin schloss sich nach der Festnahme des irakischen Ex-Staatschefs Saddam Hussein dem Team seiner Verteidiger an.

2006 heiratete sie den Cousin ihres Vaters, Armeeoberst Ahmed al-Gaddafi al-Qahsi. Zwei Jahre lang war sie Ehrenbotschafterin des UN-Entwicklungsprogramms, wo sie sich gegen die Verbreitung von Aids und die Unterdrückung von Frauen in der arabischen Welt einsetzte. Im Februar beendeten die Vereinten Nationen jedoch die Zusammenarbeit.

Sie floh auch am 29. August nach Algerien, wo sie einen Tag später eine Tochter zur Welt brachte.

File photo of Hannibal Gaddafi in Tripoli

Quelle: REUTERS

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Hannibal Gaddafi

Er wurde 1978 geboren. Der "Kapitän" hat eine militärische Ausbildung, war für den Küstenschutz zuständig und leitete die libysche Schifffahrtsgesellschaft.

Im Jahr 2008 sorgte er für Schlagzeilen, als er wegen Tätlichkeiten gegen zwei Angestellte in einem Genfer Luxhushotel verhaftet wurde. Bereits 2005 wurde er in Paris wegen Gewalt gegen eine schwangere Begleiterin zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Hannibal flüchtete mit seiner Mutter, einem Bruder und der Schwester nach Algerien.

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Quelle: AFP

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Mohammed Gaddafi

Der älteste Sohn des früheren libyschen Diktators wurde 1970 geboren. Er ist das einzige Kind aus Gaddafis erster Ehe mit Fatiha al-Nuri, von der sich der Machthaber im gleichen Jahr scheiden ließ.

Mohammed Muammar war Leiter des Nationalen Olympischen Komitees und Vorsitzender der staatlichen Post- und Telekommunikationsgesellschaft. Die Rebellen meldeten nach dem Einzug in Tripolis zunächst seine Festnahme. Aus einem gegen ihn verhängten Hausarrest konnte er jedoch entkommen und flüchtete daraufhin nach Algerien.

ITALIAN FOOTBALL LEAGUE PRESIDENT GALLIANI AND AL SAADI GADDAFI MAKE THEIR WAY TRUE THE PHOTOGRAPHERS AHEAD OF THE ITALIAN SUPERCUP IN TRIPOLI

Quelle: REUTERS

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Saadi Gaddafi

Der dritte Sohn Gaddafis, 1973 geboren, ist mit der Tochter eines Militärkommandanten verheiratet und besuchte eine libysche Militärakademie. Der Obersts stand in den neunziger Jahren er einer Elitebrigade vor, die Islamisten bekämpfte, und soll ab 2006 eine Spezialeinheit der Streitkräfte befehligt haben.

Saadi versuchte sich in Italien lange als Fußballprofi und hat Berichten zufolge eine schillernde Vergangenheit. In Europa geriet er wegen Alkohol- und Drogenmissbrauchs mehrfach in Konflikt mit der Polizei. Er verdiente ein Vermögen in der Ölindustrie und als Filmproduzent.

Saadi galt als Anhänger von Reformen und einer Öffnung des Landes. Er setzte sich am 11. September in den Niger ab und bekam aus humanitären Gründen Asyl.

Libya's leader Muammar Gaddafi arrives to give television interviews at a hotel in Tripoli

Quelle: REUTERS

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Es soll noch mehr Kinder gegeben haben, allerdings keine leiblichen: Nach Angaben Gaddafis wurde bei US-Luftangriffen im Jahr 1986 seine 15-monatige Adoptivtochter Hanna getötet. Nach der Eroberung der Hauptstadt Tripolis erklärte allerdings ein Mitarbeiter eines Krankenhauses, Hanna habe bis zuletzt als Chirurgin für ihn gearbeitet. Anderen Berichten zufolge adoptierte Gaddafi nach Hannas Tod eine weitere Tochter, der er denselben Namen gab. Milad ist ein Adoptivsohn Gaddafis, über den allerdings kaum etwas bekannt ist.

Die Gesamtzahl der Enkel Gaddafis ist nicht bekannt. Seine Tochter Aischa soll vor der Geburt ihres jüngsten Kindes in Algerien bereits drei Kinder gehabt haben.

© dapd/afp/wolf
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