Libyen: Militäreinsatz gegen Gaddafi:Frankreich will Deutschland als Kriegspartner

Ein mysteriöser Tod, die Rebellenfront bröckelt - aber Frankreichs Regierung ignoriert die kritischen Entwicklungen in Libyen. Sie möchte den Einsatz gegen Machthaber Gaddafi auch im Fastenmonat Ramadan fortsetzen und verlangt von Deutschland mehr Beteiligung.

Muss sich Deutschland bald intensiver am Militäreinsatz in Libyen beteiligen? Frankreich richtet sich auf einen langen Krieg gegen den Machthaber Muammar al-Gaddafi ein - und verlangt für einen schnelleren Erfolg mehr deutsche Hilfe.

Pro-Gaddafi rally in Tripoli

Im Kampf gegen Muammar al-Gaffi wünscht Frankreich eine stärkere Beteiligung von Deutschland.

(Foto: dpa)

"Frankreich und Großbritannien stehen nicht alleine", sagte Verteidigungsminister Gérard Longuet der Pariser Sonntagszeitung Journal du Dimanche. Doch Frankreich wünsche mehr Begleitung durch seine EU-Partner: "Ich denke an Spanien, Deutschland, Polen, die Staaten Nordeuropas." Deutschland nimmt nicht an dem Militäreinsatz in Libyen teil und hatte sich bei der Abstimmung darüber im UN-Sicherheitsrat enthalten.

Paris verlegt "Rafale"-Kampfflugzeuge näher ans Kampfgeschehen nach Sizilien. "Wir zeigen unsere Kapazität durchzuhalten", sagte Longuet. "Wir richten uns langfristig ein und erleichtern damit eine Verhandlungslösung." Es werde im Fastenmonat Ramadan, der an diesem Montag beginnt, keine Pause geben.

Longuet verteidigte, dass Frankreich täglich 1,2 Millionen Euro für den Libyenkrieg ausgibt. Der Einsatz habe zwar Kosten, aber es würde viel mehr kosten, ihn nicht bis zum Ende zu führen. Für den Sturz des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi setzt Paris auf die Bevölkerung der bisher von Gaddafi beherrschten Hauptstadt Tripolis. "Es gibt für Libyen keine Zukunft mit Gaddafi", sagte Longuet. "Die Dinge müssen sich in Tripolis mehr bewegen. Um es klar zu sagen: Die Bevölkerung muss sich erheben."

Dabei entwickelte sich in den vergangenen Tagen die Lage keineswegs nach den Wünschen der westlichen Staaten - vor allem sorgen sie sich um den Zustand der von ihnen unterstützten Rebellen-Bewegung. In der Nacht zum Sonntag wurden bei Gefechten zwischen rivalisierenden libyschen Rebellen vier Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Wie das Informationsministerium des Rebellen-Rats am Morgen mitteilte, griffen die Truppen der Aufständischen gegen drei Uhr mehrere Kämpfer einer Splittergruppe in einer Kaserne am Stadtrand von Bengasi an.

Die Risse innerhalb der libyschen Rebellenbewegung waren Ende der Woche mit der Ermordung des Oberkommandierenden der Oppositionsstreitkräfte, Abdel Fattah Junis, deutlich geworden. Der Nationale Übergangsrat der libyschen Rebellen wies am Samstag Berichte zurück, wonach ihr Militärchef Abdel Fattah Junis als Verräter betrachtet und deswegen getötet worden sei. Den Angaben zufolge wurde Junis nach Beschwerden über die Führung der Oppositionsstreitkräfte festgenommen. Als er an einen sicheren Ort gebracht werden sollte, sei er getötet worden, sagte Rebellenführer Mustafa Abdul Dschalil. Die Umstände seines Todes würden noch untersucht, die Mörder seien aber bereits identifiziert.

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