Libyen:Küstenwache findet Kühllaster mit fast 100 eingepferchten Menschen

  • In Libyen sind in einem Schiffscontainer mindestens acht Menschen erstickt.
  • Unter den Todesopfern in der Hafenstadt Zuwara sind sechs Kinder und zwei Erwachsene.
  • Libyen ist ein Haupttransitland für Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa.

Bilder der lokalen, libyschen Sicherheitskräfte zeigen, wie es im Inneren des Containers aussieht. Es ist ein Kühl-Container, der normalerweise zum Transport von Fisch oder Fleisch benutzt wird. Doch die Schlepper haben auch Schwimmwesten dort deponiert - und zahlreiche Behälter mit Benzin. Die Dämpfe aus diesen Behältern, sie waren es wohl, die sechs Kinder und zwei Erwachsenen den Tod brachten, wie mehrere örtliche Medien berichten.

Fast 100 Menschen hatten die Schlepper in dem Kühlwagen eingepfercht. 90 von ihnen konnte die libysche Küstenwache retten. Doch für einige kam die Hilfe zu spät. Entdeckt wurde das Versteck nahe der Stadt Zuwara. Etwa 100 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis, nahe der Grenze zu Tunesien gelegen, gilt sie als Ausgangspunkt für die lebensgefährliche Flucht über das Wasser nach Europa.

Nach Angaben der libyschen Küstenwache kommen die jetzt gefundenen Flüchtlinge vor allem aus afrikanischen und arabischen Ländern, es seien aber auch Migranten aus Pakistan und Bangladesch darunter gewesen. Die Überlebenden seien ins Krankenhaus gebracht worden. Ihr Zustand sei zum Teil ernst.

Libyen - Haupttransitland für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa

In Libyen herrscht seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi vor sieben Jahren Chaos. Unzählige bewaffnete Milizen kämpfen um die Vorherrschaft. In dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland haben sich inzwischen große Netzwerke für den Menschenhandel etabliert. Libyen ist ein Haupttransitland für Migranten und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa.

In den vergangenen sechs Monaten sind nach EU-Angaben 28 000 Migranten aus Libyen in ihre Heimatländer zurückgebracht worden. Es handele sich um freiwillige Rückführungen mit Hilfe der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und finanziell unterstützt von der Europäischen Union, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag in Brüssel. "Diese Arbeit muss fortgesetzt werden", erklärte sie nach einem Treffen der EU-Außenminister.

Zugleich seien die Ankünfte der von Libyen aus gestarteten Migranten und Flüchtlinge in Europa um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen, fügte Mogherini hinzu. Auch hier müssten die Bemühungen fortgesetzt werden. Sie berichtete, dass sich die EU-Außenminister bei ihrem Treffen dazu verpflichtet hätten, mehr Geld insbesondere zum sogenannten Treuhandfonds für Afrika beizusteuern. Der Fonds soll unter anderem Fluchtursachen bekämpfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: