Libyen:Kämpfe gegen den IS

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Die Truppen der UN-gestützten Einheitsregierung rücken weiter auf die IS-Hochburg Sirte vor. Doch das Land ist weiter zwischen verschiedenen Machtzentren zerrissen. Es geht um die Verteilung von Öl und Macht, sagt der deutsche UN-Sondergesandte Kobler.

Die Truppen der UN-gestützten Einheitsregierung in Libyen haben ihren Vormarsch in der Dschihadisten-Hochburg Sirte weiter vorangetrieben. Die großteils aus der Stad Misrata stammenden Milizen versuchten, unter dem "Schutz der anhaltenden US-Luftangriffe" die bisher eroberten Gebiete zu halten, teilte Armeesprecher Reda Issa am Mittwoch mit. Allerdings seien die Streitkräfte in verschiedenen Bezirken von Sirte mit Heckenschützen, Selbstmordanschlägen und Sprengfallen konfrontiert, die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates (IS) deponiert hätten. Auf Bitten der regierungsnahen Truppen führten die USA am Montag und Dienstag sieben Angriffe auf vermutete IS-Stellungen in Sirte aus. Ob es am Mittwoch weitere unterstützende Angriffe der US-Luftwaffe gab, blieb zunächst offen.

Trotz der militärischen Erfolge im Kampf gegen die einstmals stärkste Filiale des Islamistischen Kalifats sehen Experten Libyen noch vor vielen Herausforderungen. Eine Stabilisierung des Landes ist etwa nach Auffassung des UN-Sondergesandten Martin Kobler ein sehr langfristiges Ziel. Die nationale Einheitsregierung in Tripolis habe zwar zu 100 Prozent internationale Rückendeckung, aber es gebe noch Widersacher im eigenen Land, die es zu gewinnen gelte, sagte der deutsche Diplomat am Mittwoch. Libyen sei ein reiches Land. "Es ist nicht eine Frage des Geldes, es ist letztlich ein Kampf um die Verteilung von Öl und Macht", sagte Kobler. "Das Land ist seit Jahren in verschiedene Machtzentren zerfallen."

Neben der Einheitsregierung in Tripolis bildet das Parlament in Tobruk einen zweiten Machtfaktor, hier agiert auch Militärchef Khalifa Haftar. Auf dessen Truppen verübten Dschihadisten am Dienstag einen Selbstmordanschlag im ostlibyschen Bengasi. Laut einem Sprecher von Haftar sind dabei mindestens 22 Soldaten getötet worden, mehr als 30 weitere seien durch die Explosion einer Autobombe im Westen der Hafenstadt verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich per Twitter ein Bündnis islamistischer Kämpfer, das sich Schura-Rat der Revolutionäre von Bengasi nennt, ihm gehört auch der Al-Qaida-Ableger Ansar al-Scharia an.

© SZ vom 04.08.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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