Libanon:Islamisten bekennen sich zu Anschlag in Beirut

Doppelanschlag in der libanesischen Hauptstadt: Bei zwei Explosionen vor der iranischen Botschaft werden zahlreiche Menschen getötet und mehr als hundert verletzt. Eine al-Qaida-nahe Islamistengruppe bekennt sich zu dem Anschlag. Iran macht Israel dafür verantwortlich.

Zu dem Bombenanschlag vor der iranischen Botschaft in Beirut hat sich eine Islamistengruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida bekannt. Der Anschlag sei von zwei Selbstmordattentätern verübt worden, erklärte ein Vertreter der Abdallah-Assam-Brigaden im Kurznachrichtendienst Twitter. Bei dem Anschlag im Stadtviertel Bir Hassan im Süden der libanesischen Hauptstadt wurden jüngsten Angaben zufolge mindestens 23 Menschen getötet. Unter den Toten ist nach Angaben eines ranghohen libanesischen Vertreters auch der iranische Kulturattaché Ibrahim Ansari. Fast 150 weitere Menschen wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministers verletzt.

Iran machte Israel für den Anschlag verantwortlich. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Teheran erklärte, der Anschlag sei "ein unmenschliches und boshaftes Verbrechen", das "von Zionisten und ihren Söldnern" verübt worden sei. Da der Anschlag in der Nähe der iranischen Botschaft passierte, werde Iran die Angelegenheit mit großer Seriosität verfolgen, sagte die Sprecherin nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars. In der Erklärung bestätigte die Außenamtssprecherin den Tod des iranischen Kulturattachés. Iranischen Medienberichten zufolge wurde außerdem ein iranischer Wachmann der Botschaft getötet.

Der iranische Botschafter Ghasanfar Roknabadi sagte, wer immer solch einen Anschlag verübe wisse, dass er direkt oder indirekt den Interessen Israels in die Hände spiele.

Syrien und Frankreich verurteilen den Anschlag

Libanons Nachbarland Syrien verurteilte den Anschlag, hieß es im syrischen Staatsfernsehen. Ohne Länder wie Saudi-Arabien und Katar namentlich zu erwähnen, machte die Regierung in Damaskus die Golfstaaten, die im syrischen Bürgerkrieg die Rebellen unterstützen, für den Anschlag verantwortlich. Allen Anschlägen, die in Syrien, in Libanon und im Irak verübt würden, hafte der "Geruch der Petrodollar" an, hieß es im syrischen Fernsehen.

Auch Frankreich verurteilte den Anschlag "auf das Schärfste". Paris unterstütze die libanesische Regierung weiter bei ihren Bemühungen, "die nationale Einheit zu erhalten", hieß es in einer Erklärung des Élysée-Palastes.

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen waren vor dem Botschaftsgebäude kurz nacheinander ein Motorrad und ein Auto explodiert. Das Gelände an der diplomatischen Vertretung Irans glich nach den Explosionen einem Schlachtfeld. Ein völlig zerstörtes Auto lag auf der Straße, weitere brannten. Die Fassaden mehrerer Häuser waren beschädigt. Die Straße war mit Glasscherben übersät. Das stark gesicherte Gebäude der Botschaft selbst schien indes weitgehend unbeschädigt, allerdings war das Eisentor völlig verbogen.

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