Libanon:Angriff auf die Hisbollah

Selbstmordattentäter haben am Donnerstag in einem hauptsächlich von Schiiten bewohnten Vorort der libanesischen Hauptstadt Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Das Viertel ist eine Hochburg der Hisbollah.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Zwei Selbstmordattentäter haben am Donnerstagabend in einem hauptsächlich von Schiiten bewohnten Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut mindestens 40 Menschen in den Tod gerissen. Das sagte Innenminister Nouhad Machnouk. Behörden rechneten damit, dass die Opferzahl noch steigen würde. Die Attentäter hatten sich laut dem Innenminister zu Fuß unter die Menschen in einer belebten Einkaufsstraße im Viertel Burj el-Barajneh gemischt, das von der schiitischen Hisbollah-Miliz kontrolliert wird. Dann hätten sie ihre Sprengstoffwesten gezündet. Es ist einer der schwersten Anschläge in Libanon, seit vor mehr als vier Jahren der Konflikt im benachbarten Syrien ausgebrochen ist.

Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bekannte sich im Internet zu der Tat. Laut der offiziellen Nachrichtenagentur NNA zündeten die beiden Attentäter im Abstand von fünf Minuten und 150 Metern voneinander entfernt ihre Bomben, die Explosionen waren so schwer, dass sie große Schäden an umliegenden Häusern anrichteten. In der Nähe steht auch ein schwer bewachtes Krankenhaus der Hisbollah. Nach Informationen des Fernsehsenders LBC waren vier Attentäter in der Gegend unterwegs, einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zur Detonation bringen konnte.

Die Hisbollah hat auf Betreiben Irans hin Tausende ihrer Milizionäre nach Syrien geschickt, wo sie an der Seite des Regimes von Baschar al-Assad kämpfen. Zuletzt hatten sie im Sommer versucht, die von Rebellen gehaltene syrische Grenzstadt Zabadani zurückzuerobern. Für die Hisbollah ist Syrien strategisches Hinterland im Kampf gegen Israel, über das Waffenlieferungen aus Iran nach Libanon gelangen. Sunnitische Aufständische haben immer wieder Anschläge in Schiiten-Vierteln von Beirut verübt; zuletzt hatte im Juni 2014 ein Selbstmordattentäter einen Sicherheitsbeamten getötet, als dieser ihn aufzuhalten versuchte. Zwischen Juli 2013 und Februar 2014 wurden in den Hisbollah-Hochburgen neun Anschläge verübt. Allerdings hatte das Land trotz allem seine fragile politische Stabilität wahren können - nicht zuletzt weil alle Kriegsparteien in Syrien Libanon für ihre Logistik und als Rückzugsgebiet brauchen.

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