Leiharbeit:Kämpfen lassen

Warum Funktionäre, nicht Betroffene demonstrieren.

Von Detlef Esslinger

Sie kämpfen für eine Regulierung von Leiharbeit und Werkverträgen, ohne dafür wirklich ein Mandat zu haben. Inhaltlich lässt sich streiten über die Argumente auf der Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Wochenende in München. Das eigentlich Bemerkenswerte war, wer an der Demo teilnahm und wer nicht. Gekommen waren: Betriebsräte. Nicht gekommen waren, von Ausnahmen abgesehen: Leiharbeiter und Werkvertragler.

Daraus sollte aber niemand schließen, die Funktionäre nähmen sich eines Problems an, das nur sie für ein Problem halten. Nein, diese Kampagne der Gewerkschafter ähnelt ihrer früheren Kampagne für den Mindestlohn: Erneut fechten sie vor allem für denjenigen Teil der Arbeiterschaft, der unter ihren zahlenden und kämpfenden Mitgliedern kaum zu finden ist - die meisten Niedriglöhner, Einzelkämpfer und unsicher Beschäftigten blieben Gewerkschaften schon immer fern.

Das Gesetz, das Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) vorgelegt hat, ist bereits ein Kompromiss mit der Wirtschaft. Für die Arbeiter, die nicht kämpfen, sondern kämpfen lassen, enthält es lediglich ein paar Verbesserungen. Trotzdem wird es von der CSU blockiert, wenn auch wohl nur noch wenige Tage lang. Wem diese Verbesserungen zu gering sind, der soll nicht jammern, sondern mit seinem Beitritt zur Gewerkschaft den Funktionären ein echtes Mandat geben.

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