Lebensmittel:Henne oder Ei

Der neue Nahrungsmittel-Skandal zeigt, wie schnell die Probleme in der industriellen Landwirtschaft eskalieren.

Von Jan Heidtmann

Heutzutage legt eine Henne an die 300 Eier pro Jahr. Das ist zehnmal so viel, wie noch vor wenigen Dekaden. Diese Henne ist ein hochgezüchtetes Kunstprodukt, das Tier wurde so lange auf Leistung getrimmt, bis es das Futter bestmöglich in Eier umsetzt. Wenn die Henne nach nur zwei Jahren nicht mehr kann, taugt sie noch maximal zum Suppenhuhn. Dazwischen ist sie extrem anfällig für Krankheiten jeder Art. Ihr Schicksal steht damit symbolisch für die Eierproduktion in der Europäischen Union.

Auch hier wurde die Herstellung so lange optimiert, bis inzwischen Jahr für Jahr 7,6 Millionen Tonnen Eier in den Legeställen produziert werden. Wie die einzelne Super-Henne ist auch das gesamte System enorm empfindlich. So ist zu erklären, dass zwei mittelständische Firmen aus den Niederlanden und Belgien einen Lebensmittelskandal von gewaltiger Dimension auslösen können: Mindestens zwölf Millionen Eier in mindestens zwölf Bundesländern sind verseucht.

Trotzdem behauptet Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), die Lage sei unter Kontrolle. Hand in Hand mit dem Deutschen Bauerverband versucht er, den Skandal zum kriminellen Akt einzelner herunterzureden. Doch Schmidt ist nicht nur Minister für Landwirtschaft sondern auch für Ernährung. Es wäre deshalb an ihm, darüber nachzudenken, ob das gegenwärtige System noch das beste für die Bürger ist.

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