Larry Silverstein:Besitzer des World Trade Centers

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Marc Beise

(SZ vom 14.9.2001) - Die Sonne schien, der Himmel war blau, und New York hatte unter den Zwillingstürmen des World Trade Centers eine würdige Feier organisiert. Die Gouverneure von New York und New Jersey waren gekommen, der Bürgermeister und viele Geschäftsleute. Alle waren glücklich an jenem 24. Juli 2001, und am glücklichsten war in diesem Moment ein älterer Herr namens Larry A. Silverstein, Präsident der gleichnamigen Immobilienfirma und bekannter Makler an der Ostküste.

Dies sei der bewegendste Moment in seinem Leben, bekannte der 70-Jährige, ein großes Ereignis: "Immer, wenn es etwas mit dem World Trade Center geschieht, ist es ein großes Ereignis."

Zeit seines Lebens hatte Silverstein vom Wahrzeichen der Wirtschaftsmetropole New York geträumt. Seit einiger Zeit schon war das Bürohochhaus Nummer 7 des Riesenkomplexes in seinem Besitz, um den Rest hatte der erfolgreiche Geschäftsmann hart pokern müssen.

Kaufpreis von 6,9 Milliarden Mark

Möglich geworden war das Geschäft, weil sich die Hafenbehörde New York/New Jersey, der Gebäude, Flughäfen, Brücken und Tunnel im Großraum New York gehören, entschieden hatte, das Ende der Sechzigerjahre gebaute World Trade Center zum neuen Jahrtausend in private Hände zu übergeben - für einen Kaufpreis von insgesamt 3,2 Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Mark) - das teuerste Immobiliengeschäft, das es je in New York gegeben hat.

Eine Zeit lang sah es so aus, als würden Konkurrenten Silverstein das Milliarden-Geschäft vor der Nase wegschnappen. So "gierig" aber war der Immobilienmagnat nach eigenen Worten auf die berühmten Zwillingstürme mit ihren knapp eine Million Quadratmetern Bürofläche für 50000 Angestellte, dass er sich nicht einmal durch persönliches Leid von seinem Weg abbringen ließ.

Kurz vor Ende des Bieterverfahrens hatte den alten Herrn ein Auto angefahren und ihm die Hüfte gebrochen. Vom Krankenbett aus setzte er seine Kampagne fort, gewann neue Partner - und am Ende das ganze Geschäft.

Jährliche Mieteinnahmen von hundert Millionen Dollar

Ein Direktverkauf an Silverstein zerschlug sich wegen Auflagen bei der Finanzierung des Hochhaus-Ensembles, weshalb die Vertragsparteien am Ende ein Leasing-Verfahren wählten: Die Silverstein-Gruppe und die Shopping-Center-Immobilienfirma Westfield America schlossen mit der Hafenbehörde ein auf 99 Jahre angelegtes Mietabkommen. Dazu hinterlegte Silverstein zunächst eine Anzahlung von 100 Millionen Dollar.

Bei Vertragsschluss im Juli zahlte er weitere 563 Millionen. Die gewaltige Restsumme sollte durch Mietzahlungen der vielen hundert Unternehmen hereingeholt werden. Das war auf lange Zeit gerechnet, aber nicht unrealistisch; immerhin betrugen die jährlichen Mieteinnahmen hundert Millionen Dollar.

Als Larry A. Silverstein also bei der Feier am 24. Juli aus den Händen der beiden Gouverneure den Schlüssel zu seinem neuen Haus empfing, erlebte er die Krönung seines an Höhen und Tiefen reichen 50-jährigen Berufslebens als Makler. Genau 49 Tage blieben ihm bis zu den Einschlägen des 11. September, die die Türme niederrissen und auch das Hochhaus Nummer 7.

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