Landwirtschaft:Erntedank

Warum man den Wert der "Lebens-Mittel" neu entdecken muss.

Von Michael Bauchmüller

Bauer sein ist ein hartes, oft undankbares Geschäft. Kaum eine Arbeit hängt derart von den Launen der Natur ab, kaum irgendwo liegen die Freude über üppige Felder und der Frust über eine vernichtete Ernte so nah beieinander. Ein kräftiges Gewitter, ein heftiger Frost kann Existenzen vernichten. Mit diesem Risiko leben Menschen, die selten nach acht Stunden Feierabend haben und notfalls sonntags auf dem Traktor sitzen, bevor das Wetter umschlägt. Die meisten von ihnen machen das sogar gerne.

Und Bauern kriegen einiges ab. Denn wohin sich die deutsche Landwirtschaft entwickelt, passt nicht recht in das romantische Bild, das viele von ihr haben. Die Höfe werden größer und mit ihnen die Maschinen; die Pflanzenschutzmittel werden raffinierter und mit ihnen das Saatgut. Die Kundschaft schüttelt den Kopf, trägt ihr Geld aber unverdrossen zum Discounter. Bäuerliche regionale Landwirtschaft hat so kaum eine Chance. In der Kritik an einer industriellen, naturabgewandten Landwirtschaft sind sich die meisten Verbraucher trotzdem einig.

Wenn die Bauern dieser Tage überall Erntebilanz ziehen - und zwar überwiegend eine durchwachsene - dann ist das auch mal Anlass für ein Dankeschön: Für jeden Liter Milch, für jeden Krümel Brot und jede Kartoffel ist irgendwer früh aufgestanden und hat bis spät gearbeitet. Vielleicht hilft das, den wahren Wert der "Lebens-Mittel" neu zu entdecken.

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