Landtagswahl in Rheinland-Pfalz:Klöckner holt sich Wahlkampfhilfe von Seehofer

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Für den Wahlkampf in Rheinland-Pfalz holt sich Spitzenkandidatin Klöckner Unterstützung von CSU-Chef Seehofer. (Foto: dpa)
  • CSU-Chef Seehofer ist bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU in Rheinland-Pfalz aufgetreten.
  • Er betonte die Gemeinsamkeiten mit Julia Klöckner und verzichtete auf Attacken gegen Kanzlerin Merkel.
  • Trotzdem sparte er das Flüchtlingsthema nicht aus und betonte, wie wichtig es sei, die Zuwanderung zu begrenzen.

Wenn Horst Seehofer in diesen Tagen den Mund aufmacht, dann spitzt man in der Union die Ohren. Viele CDU-Politiker dürften die öffentliche Auftritte und Interviews des CSU-Chefs argwöhnisch beobachten. In den vergangenen Wochen gab er mehrfach den Rechtausleger, wetterte gegen Merkels vergleichsweise liberale Flüchtlingspolitik und kritisierte die Koalition - an der seine eigene Partei ebenfalls beteiligt ist.

Zumindest an Seehofers Kurs in der Flüchtlingspolitik scheint sich Julia Klöckner ein Vorbild genommen zu haben. Zwei Wochen vor der Wahl in Rheinland-Pfalz grenzt sich die CDU-Landeschefin scharf von Merkel ab und macht gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Spitzenkandidat Guido Wolf Wahlkampf auf dem Rücken der Flüchtlinge.

Harmonie statt Attacken gegen Merkel

Da erscheint es folgerichtig, dass nun Seehofer, unionsintern der schärfste Kritiker Merkels, nach Rheinland-Pfalz reiste und Klöckner symbolisch unterstützt. Auf der Wahlkampfveranstaltung in Ludwigshafen-Oggersheim standen der bayerische Ministerpräsident und die rheinland-pfälzische Spitzenkandidatin gemeinsam auf der Bühne. Dabei verzichtete Seehofer aber auf neuerliche Attacke gegen Berlin und betonte die Gemeinsamkeiten.

Er arbeite "mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorragend und vertrauensvoll zusammen", behauptete Seehofer. "Ich komme aus dem friedliebenden Land der Bayern" - eine Aussage, die in deutlichem Kontrast zu seinen vergangenen Attacken steht. Immerhin gestand er zu, dass Merkel manchmal froh sei, wenn er das Bundeskanzleramt nach einem Gespräch wieder verlasse. Und fügte hinzu: "Ich gehe aber meistens erst, wenn ich bekomme, was ich möchte."

"Du wirst es, Julia, weil du gut bist"

Für Klöckner hatte der Gast aus Bayern nur lobende Worte übrig: " Du wirst es, Julia, weil du gut bist", rief er während seines einstündigen Auftritts in den Saal, der mit frenetischem Applaus reagierte. Die CDU-Landeschefin gab das Lob zurück: Die Union verbinde mehr, als sie trenne - und das mache Schwesterparteien ja aus. "Horst, du hast dich ordentlich verhalten hier bei uns in Rheinland-Pfalz", dankte sie Seehofer für dessen Kommen und richtete ihm "ganz herzliche Grüße" von Angela Merkel aus.

Nichts verbindet so sehr wie ein gemeinsamer Feind, und so schossen sich die beiden Politiker auf SPD-Chef Sigmar Gabriel ein. Der hatte kurz zuvor ein "neues Solidarprojekt" gefordert; Geld solle nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Deutsche ausgegeben werden. Eine Schnapsidee, findet Seehofer, und auch Klöckner wirft dem Sozialdemokraten "Zündeln" und "Panikmache" vor, wie es die AfD nicht besser hätte machen können.

Seehofer will für Klöckner beten

Doch Seehofer wäre nicht Seehofer, wenn er das Flüchtlingsthema aussparen würde. "Deutschland muss Deutschland bleiben", Zuwanderer müssten sich bemühen, "nicht zu unseren Soziallasten zu werden". Solche Sätze gefallen dem Publikum, und solche Sätze gefallen Klöckner, die Seehofer schließlich genau dafür eingeladen hatte.

In Europa ereigne sich eine "Völkerwanderung", eine Begrenzung der Zuwanderung sei unverzichtbar. "Es gibt kein Land auf dieser Erde, das unbegrenzt Zuwanderer aufnehmen kann", wiederholte er Banalitäten, die ohnehin niemand fordert, die in den Ohren der rheinland-pfälzischen Wähler aber dennoch gut klingen. Zwar bevorzuge er eine europäische Lösung und wünsche Merkel dafür "furchtbar viel Erfolg", doch wenn es an den Außengrenzen nicht ausreichend funktioniere, dann müssten auch die nationalen Grenzen kontrolliert werden.

Am Ende dann nochmal warme Worte für Klöckner. Er bewundere ihren "Mut", ihre "großartige charakterliche Einstellung", ihre "fabelhafte Persönlichkeit". Und sogar um göttlichen Beistand will sich Seehofer bemühen: "So wie Kretschmann für die Kanzlerin betet, bete ich für deinen Erfolg."

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