Lahore:Taliban-Attentäter zündete 20 Kilo Sprengstoff neben Kinderkarussell

Lahore: Der Ort des Anschlags befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einem Spielplatz.

Der Ort des Anschlags befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einem Spielplatz.

(Foto: AFP)
  • Der Selbstmordanschlag wurde in der pakistanischen Millionenstadt Lahore in einem öffentlichen Park neben einem Kinderkarussell verübt.
  • Offiziellen Angaben zufolge sind mindestens 70 Menschen tot und mehr als 340 Menschen verletzt. Die meisten Opfer sind Frauen und Kinder.
  • Jetzt hat sich eine Splittergruppe der pakistanischen Taliban zu dem Anschlag bekannt.

Nach dem Selbstmordanschlag der Taliban in Pakistan ist die Zahl der Todesopfer auf 70 gestiegen. Mehr als 340 Menschen seien bei dem Terroranschlag am Ostersonntag verletzt worden, sagte eine Sprecherin der Rettungsbehörde der Provinz Punjab, Deeba Shahnaz Akhtar.

Die meisten Opfer seien Frauen und Kinder, sagte ein Beamter. Der Anschlag wurde in der östlichen Millionenstadt Lahore verübt, und zwar auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang des öffentlichen Gulshan Iqbal Parks neben einem Kinderkarussell.

Lahore: Der Anschlag wurde auf einem Parkplatz vor dem Haupteingang des Parkes in Lahore verübt.

Der Anschlag wurde auf einem Parkplatz vor dem Haupteingang des Parkes in Lahore verübt.

(Foto: AFP)

Der Park sei "voll gewesen mit christlichen Familien, die Ostern gefeiert" hätten, sagte ein Polizeisprecher. Viele Familien seien bereits auf dem Nachhauseweg gewesen, als es auf einem Parkplatz zu der Detonation kam. Der Täter brachte nach offiziellen Angaben etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation. Seine Sprengstoffweste sowie ein Rucksack hätten auch Schrauben enthalten, die den verheerenden Effekt der Explosion noch vergrößerten.

"Wir sind in einer kriegsähnlichen Situation"

Der Polizeioffizier Haider Ashraf sagte, viele Verwundete seien so schwer verletzt, dass die Zahl der Toten noch steigen könne. Auf dem Gelände seien Polizisten und private Sicherheitsdienste eingesetzt worden. "Wir sind in einer kriegsähnlichen Situation. Es gibt immer eine allgemeine Bedrohung, aber für diesen Ort hatten wir keine besondere Warnung", so Ashraf.

Behördenvertretern zufolge wurde die Armee um Hilfe gebeten. Am Explosionsort seien bereits Soldaten eingetroffen, die nun die Sicherheits- und Rettungskräfte unterstützten. Die Bewohner Lahores sind zur Blutspende aufgerufen.

Taliban bekennt sich: Anschlagsziel waren pakistanische Christen

Zu dem schwersten Anschlag seit Monaten in Pakistan hat sich Medienberichten zufolge die radikalislamische Terrormiliz Taliban bekannt. Journalisten berichteten, sie seien vom Sprecher der pakistanischen Taliban-Splittergruppe Jamaat ul-Ahrar, Ehsanullah Ehsan, angerufen worden. Der Islamist soll gesagt haben, man reagiere auf Militäroperationen der Regierung. Einem Reporter der Express Tribune sagte der Terrorist, die Aktion sei gegen pakistanische Christen gerichtet gewesen. Ehsan ließ weiter mitteilen: "Das ist eine Botschaft für Premierminister Nawaz Sharif, wir haben Lahore erreicht. Er kann machen, was er will, aber er kann uns nicht aufhalten."

Lahore in der Provinz Punjab ist mit gut sieben Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Pakistans und liegt nur wenige Kilometer von der Grenze zu Indien entfernt. Im Dezember 2014 hatten pakistanische Taliban in Peshawar eine Schule überfallen und mehr als 130 Kinder getötet.

USA, Deutschland und Papst Franziskus verurteilen Anschlag

Die USA und die Bundesregierung haben den Anschlag verurteilt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärte in Berlin, der Terrorismus richte sich in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe. Die Bundesregierung trauere mit Pakistan um die Opfer und sei in Gedanken bei den Angehörigen und Verletzten.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, Papst Franziskus sei über "das schreckliche Massaker" unterrichtet worden, das "einen Schatten der Traurigkeit und Angst auf das Osterfest wirft".

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Ned Price, sprach von einem "feigen Akt". Die USA würden mit Pakistan und ihren Partnern an der Ausrottung des Terrorismus arbeiten.

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