Lafontaine: Die Neue:Ploetzlich im Bundestag: "Ich bin ein Frischling"

Studentin Yvonne Ploetz übernimmt das Bundestagsmandat von Oskar Lafontaine. Sie begann ihre Karriere bei der Jungen Union.

Barbara Vorsamer

"Sie sortiert sich gerade noch". Das richtet der Pressesprecher Michael Schlick aus. Deswegen, leider, gäbe Yvonne Ploetz derzeit keine Interviews.

Lafontaine: Die Neue: Neu-Parlamentarierin Yvonne Ploetz

Neu-Parlamentarierin Yvonne Ploetz

(Foto: Foto: ddp)

Die 25-Jährige ist über Nacht zur gefragten Gesprächspartnerin geworden - sie übernimmt das Bundestagsmandat von Oskar Lafontaine. Der Noch-Chef der Linkspartei gibt seine Posten wegen einer Krebserkrankung auf, Yvonne Ploetz aus dem saarländischen Blieskastel übernimmt seinen Sitz im Parlament. Die Nachfolgerin ist das jüngste Mitglied der Linksfraktion.

Vom Platz drei der saarländischen Landesliste in den Bundestag, das hatte die Studentin der Politikwissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie nicht wirklich geplant. Erst vor einigen Wochen habe "der Oskar" sie gefragt, ob sie seine Nachfolge antreten wolle, erzählte sie - und sie habe nicht lange überlegen müssen. "Wenn ich schon die Chance habe, in die Politik einzusteigen, dann mache ich das."

Ihr Studium wolle sie neben der parlamentarischen Arbeit aber fortsetzen, sagte Ploetz weiter. Unklar bleibt jedoch, wie das neben der 60-Stunden-Woche einer Abgeordneten gehen soll.

Schon jetzt ist die Neu-Parlamentarierin im Stress. In einem Radio-Interview verriet sie, dass sich zu Zeit alles um die Organisation der neuen Aufgabe dreht, per Twitter sucht sie schon nach einer Wohnung. "Es ist ganz schön anstrengend, sein Leben von einem Tag auf den anderen komplett umzukrempeln", schreibt sie in einem Tweet.

Es war auch ihr Twitter-Profil, auf dem vergangene Woche die Welt von ihrer neuen Karriere erfuhr - noch bevor Oskar Lafontaine seine Pläne verkündete: "Nun werde ich tatsächlich in den Bundestag einziehen. Mit einem riesigen Respekt vor der Aufgabe, aber auch mit großer Leidenschaft", schrieb Ploetz.

Zwei Tage später dann ein Wortspiel: "Ploetz-lich Abgeordnete." Ansonsten twittert die Saarländerin Banales über ihr Privatleben ("vermisst die bessere Hälfte") und Studium ("das Thesenblatt zum Sozialismusreferat steht"), wirbt für Engagement bei der Homburger Tafel und ruft zum Boykott von Schlecker auf.

Politisch interessiert war Yvonne Ploetz schon früh. Einem Bericht der Frankfurter Rundschau zufolge trat sie bereits mit 14 Jahren einer Parteiorganisation bei - allerdings der Jungen Union. Mit 18 trat sie wieder aus, um sich zwei Jahre später dann der PDS anzuschließen. Ein interessanter Sinneswandel, den sie der Zeitung mit logistischen Problemen erklärt: In ihrem damaligen Wohnort Medelsheim habe es keine andere Parteiorganisation außer der JU gegeben.

Abgesehen von ihrer Parteimitgliedschaft und dem Vorsitz des Ortsverbandes Blieskastel verfügt die 25-Jährige über keine politische Erfahrung und bezeichnet sich selbst als "parlamentarischen Frischling". Einbringen möchte sie sich im Bundestag am liebsten in der Jugend- und Bildungspolitik. Als allgemeines politisches Ziel gib sie an, "die Politik, die Oskar angefangen hat, weiterzuführen".

Sie tritt in große Fußstapfen, doch auf Twitter gibt sich Yvonne Ploetz selbstbewusst. Auf die Frage "Kann die Linke ohne Oskar Lafontaine erfolgreich sein?" votete sie mit "Ja."

Es wird auch von ihr abhängen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: