Labour Party im Wandel:Mit links

Leader of Britain's Labour Party, Jeremy Corbyn leaves the stage on the first day of the Labour Party conference, in Liverpool

Das Labour-Hauptquartier dachte sich neue Regeln aus, damit Jeremy Corbyn nicht mehr so leicht Chef werden kann. Ergebnis: Er schnitt noch besser ab als 2015.

(Foto: Peter Nicholls/Reuters)

Wo gibt es das noch, dass die Jugend einer Partei die Türen einrennt? Wie sich die Labour Party gerade zum Schrecken des Establishments radikal verändert.

Von Christian Zaschke

Sadiq Khan? Der Londoner Bürgermeister schaute aus zusammengekniffenen Augen, als drehe er gerade die Duell-Szene am Ende eines Sergio-Leone-Westerns. Tom Watson? Der stellvertretende Vorsitzende der Labour-Partei schaute durch seine colaflaschenbodendicken Brillengläser, als blicke er in dichten Nebel. Andy Burnham, der so gern Labour-Chef geworden wäre, schaute mal wieder, als werde er gleich in unkontrolliertes Schluchzen ausbrechen. Die drei Männer saßen im Konferenzzentrum zu Liverpool, während am Mittwochnachmittag der Vorsitzende Jeremy Corbyn seine Rede zum Abschluss des jährlichen Parteitags hielt. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass sie von ihrem Chef überhaupt nichts halten, und das war ihnen anzusehen. Aber damit sind sie nicht allein: Die meisten Labour-Abgeordneten halten überhaupt nichts von ihrem Chef. Dass die drei Männer so finster, vage und verzweifelt dreinblickten, lag daran, dass das Gros der Partei ihre Abneigung gegen den Chef nicht teilt. Im Gegenteil: So wie Corbyn in Liverpool ist seit Jahren kein britischer Parteichef von den Delegierten begrüßt worden, mit minutenlangem Beifall, mit Sprechchören, mit einer offensichtlich tief empfundenen Mischung aus Hoffnung, Zuneigung und Begeisterung. Was immer die Medien, die parlamentarische Fraktion oder die breite Öffentlichkeit von Jeremy Corbyn halten: Die Basis der Labour-Partei liebt ihn.

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