Kurz vor der Landtagwahl:Diese Männer buhlen um die Gunst der Frauen

Julia Klöckner und Malu Dreyer dürften mittlerweile auch außerhalb von Rheinland-Pfalz bekannt sein. Aber wen schicken die kleineren Parteien am 13. März ins Rennen auch um eine mögliche Koalition mit SPD und CDU? Ein Überblick.

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Malu Dreyer

Landesparteitag SPD Rheinland-Pfalz

Quelle: Arne Dedert/dpa

Als Kurt Beck im September 2012 seinen Rücktritt verkündete, übergab er nicht nur sein Amt an Malu Dreyer. Sie erbte auch: einen Haufen Schulden am Flughafen Zweibrücken, die Affäre um den insolventen Nürburgring, Untreuevorwürfe am Flughafen Hahn. Dreyer baute das Kabinett um. Dass sie, die immer freundlich lacht, damals altgediente Minister entließ, wird heute noch als Beleg herangezogen, dass sie auch durchgreifen kann.

Dreyer, 55 Jahre alt, wuchs in einem CDU-geprägten Elternhaus auf. Als Mädchen wollte sie Ärztin werden, studierte dann aber Jura. 1994 trat sie in die SPD ein, Dreyer war Bürgermeisterin in Bad Kreuznach, dann Sozialdezernentin in Mainz. 2002 machte Kurt Beck sie zu seiner Sozialministerin. Sie gilt als warmherzig, unprätentiös, sachlich; in der SPD heißt es, sie sei so beliebt "wie Freibier und Hitzefrei". Seit 1994 leidet Dreyer an schleichender Multipler Sklerose. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem ehemaligen Trierer Oberbürgermeister, lebt sie in einem integrativen, generationsübergreifenden Wohnprojekt in Trier.

Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, kostenfreie Bildung: Bei der Bevölkerung kommt Dreyer an. Dass sie sich weigerte, gemeinsam mit der AfD in einer Fernsehrunde zu sitzen, weil sie den Rechtspopulisten "kein Forum" bieten wollte, kritisierten selbst Sozialdemokraten. An ihren Beliebtheitswerten änderte das aber nichts. Dreyer läge deutlich vor ihrer Herausforderin, wenn die Bürger ihre Ministerpräsidentin direkt wählen könnten.

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Julia Klöckner

Landtag Rheinland-Pfalz - Mainzer Rathaus

Quelle: dpa

Sie wuchs mit ihrem Bruder auf dem Weingut der Eltern auf, es gibt zahlreiche Anekdoten über die Familie, das Winzer-Leben, und auch über den Hund - in allen wirkt die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende wie ein "Pälzer Mädche", die Julia eben, die nicht nur austeilen, sondern auch anpacken kann.

Klöckner studierte Theologie, Politik und Pädagogik, sie arbeitete für verschiedene Weinzeitschriften und ja: 1995 war sie deutsche Weinkönigin. Spötter behaupteten lange, die Wahl sei ihr größter Erfolg. Tatsächlich aber hat es die 43-Jährige in relativ kurzer Zeit politisch weit geschafft. 2002 zog sie dank Frauenquote über die Landesliste in den Bundestag ein. 2009 wurde Klöckner einstimmig zur Spitzenkandidatin ernannt. Ein Jahr später dann die Wahl zur neuen Landesvorsitzenden der CDU in Rheinland-Pfalz. Klöckner zähmte den wilden Landesverband, in dem die Männer sich selbst zerlegten und ein Parteispendenskandal sein Übriges tat. Das wird ihr bis heute angerechnet.

Vor ein paar Monaten, als die Umfragewerte der rheinland-pfälzischen CDU noch bei über 40 Prozent lagen, wurde Klöckner schon zur Kanzler-Nachfolge hochgeschrieben, sie galt inhaltlich als Gegenentwurf zu Merkel, sie war die blonde, junge Hoffnung der CDU. Die mag sie noch immer sein; allerdings ist ihre Partei in Umfragen auf 35 Prozent abgerutscht. Der Ausgang der Wahl wird noch einmal spannend.

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Eveline Lemke und Daniel Köbler

Landtagswahl Rheinland-Pfalz - Eveline Lemke und Daniel Köbler

Quelle: dpa

Bei der vergangenen Wahl war alles besser, 15 Prozent für Eveline Lemke, Rekordergebnis für die Grünen. Knapp zwei Wochen vor der nächsten Wahl dümpelt die Partei bei sieben Prozent. Die Grünen als Königsmacher für die SPD wie 2011? Fast ausgeschlossen.

Vize-Regierungschefin und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke geht am 13. März wieder ins Rennen, dieses Mal gemeinsam mit Fraktionschef Daniel Köbler.

Sie, 51, arbeitete schon als Fremdsprachenkorrespondentin, ehe sie Wirtschaftswissenschaften studierte und sich als Unternehmensberaterin für Umweltsystemmanagement selbstständig machen sollte. Er, 34, studierte Politik, Soziologie und Sportwissenschaften, ehe auch er sich selbstständig machte: als Politikberater.

Gemeinsam wollen sie unter anderem die Energiewende im Land vorantrieben. Doch ausgerechnet an Rhein und Mosel, eher ländlich geprägt, kommen die Ideen der Grünen nur bedingt an. Dass sie dem Land den ersten Landesnationalpark beschert haben, freut die Bürger. Aber Windräder vor der eigenen Haustür? Muss nicht sein. Auch, dass die Grünen die vielerorts maroden Straßen erhalten wollen, statt neu zu bauen, stört die Pendler im Land.

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Volker Wissing

Vor der Landtagswahl Rheinland-Pfalz - FDP

Quelle: dpa

Rheinland-Pfalz, das sind Studenten, die hinschmeißen, Gründer, die scheitern, Angestellte, die ihren Job im Unternehmen nicht halten können. Rheinland-Pfalz - Land der Verlierer? So zumindest stellt es die FDP in ihrem aktuellen Werbespot dar. Mit der Partei wäre das naturgemäß anders; sie, so der Tenor, will den Misserfolg in Erfolg umschreiben: Studenten, die hinwerfen und dann ein Unternehmen aufbauen, wie Erich Sixt. Gründer, die erst scheitern aber mit der nächsten Idee Erfolg haben, wie Jimmy Wales von Wikipedia. Auch Steve Jobs wird im Video genannt.

Wer hingegen kaum vorkommt, ist der rheinland-pfälzische Spitzenkandidat Volker Wissing. Von ihm gibt es ein grafisches Portrait zum Schluss in Cyanblau, Magenta, Gelb. Dabei ist Wissing alles andere als grell. Klug und hochanalytisch, sicher, bei öffentlichen Veranstaltungen aber wird dem 45-jährigen Juristen oft zu große Sachlichkeit vorgeworfen. Soll heißen: er wirkt spröde.

Politisch wirbt der Winzer-Sohn aus Landau für "Rechtsstaatlichkeit" und "frühkindliche Bildung", er hat gute Verbindungen zu Mittelstand und Handwerk. Gemeinsam mit anderen FDP-Mitgliedern hat Wissing gegen die Vorratsdatenspeicherung Verfassungsklage eingereicht, er war fast zehn Jahre finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion. "Er macht den Haushalt", heißt es deshalb auf einigen Plakaten, die ebenso wie der Werbespot in bunten Farben gehalten sind. Auffallen, das hat die FDP in Rheinland-Pfalz nötig: Derzeit steht die Partei bei fünf Prozent; für eine Mehrheit gemeinsam mit dem Wunschkoalitionspartner CDU würde das nicht reichen.

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Jochen Bülow

Jochen Buelow

Quelle: dielinke-rhlp.de

Regieren? Muss nicht sein. Die Linke in Rheinland-Pfalz lobt lieber die Möglichkeit, aus der Opposition heraus gestalten zu können: "In allen Bundesländern, in denen linke Fraktionen im Landtag vertreten sind, haben sich Politikstil, Debatteninhalte und die konkrete Politik erheblich geändert." Doch ob es überhaupt zur Opposition reicht, ist unklar. Seit Januar sieht kein Meinungsforschungsinstitut die Linken mehr bei über vier Prozent.

Gute Arbeit, bessere Bildung, Reichtum umverteilen: Spitzenkandidat Jochen Bülow hält mit einem klassisch linken Programm gegen das anhaltende Umfragetief. Der 51-Jährige hat lange als Journalist in Köln gearbeitet, ehe er gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern in den Westerwald zog und in Niederwambach ein altes Bauernhaus samt Stall kaufte.

Wie er zur Politik kam? "Oskar war's", sagte er dem General-Anzeiger aus Bonn. Es war 2005 und Oskar Lafontaine war Vorsitzender der damaligen WASG. Angestiftet von dessen Rede, engagierte sich Bülow erst für die WASG, ab 2007 dann für die Linke; er kandidierte für den Ortsgemeinderat, er zog in den Kreisrat ein, zeitweise war er Pressesprecher der rheinland-pfälzischen Linken. Sollte es die Partei mit ihm als Spitzenkandidat über die fünf Prozent schaffen, wäre sie zum ersten Mal im Mainzer Landtag vertreten.

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Uwe Junge

AfD Campaigns In Rhineland-Palatinate

Quelle: Getty Images

Uwe Junge ist im Hauptberuf Oberstleutnant der Bundeswehr. Und er ist Landesvorsitzender der AfD in Rheinland-Pfalz. In einem Video auf seiner Facebook-Seite stellt er sich vor; ein drahtiger Mann joggt mit Deutschlandmütze, er erzählt, dass er gern mit seinem Motorrad ans Deutsche Eck, die Mündung der Mosel in den Rhein bei Koblenz, fährt, sich als Soldat freiwillig gemeldet habe, um in die afghanische Stadt Kundus gesandt zu werden. Während er spricht, krault er seine Katze, hinter ihm knistert das Kaminfeuer.

So weit, so bürgerlich. Und tatsächlich war der heute 58-jährige Junge mehr als 30 Jahre CDU-Mitglied, ehe er Ende 2010 zur Partei "Die Freiheit" wechselte. Junge trat 2011 wieder aus, im April 2013 ging er zur AfD. Der bayerische Verfassungsschutz beobachtet "Die Freiheit" seit 2013, sie gilt als islamfeindlich und extremistisch.

Seine AfD kommt in Umfragen mittlerweile auf neun Prozent und wäre damit drittstärkste Kraft im Mainzer Landtag, allerdings haben sowohl SPD als auch CDU eine Koalition mit den Rechtspopulisten entschieden abgelehnt. Inhaltlich gibt sich die Partei vergleichsweise gemäßigt. Keine Genderpolitik, keine Rundfunkgebühren, keine Angela Merkel mehr. Allerdings steht auch im Wahlprogramm: "Mut zu Deutschland", "konsequent abschieben", Gesetze müssten sich "am Wohle des deutschen Volkes" orientieren. Die Partei propagiert das "Leitbild der Familie aus Vater, Mutter und Kindern". Auch ein Blick auf die Listenplätze lohnt. Auf Platz zwei etwa steht ein Gymnasiallehrer, Mitglied einer sehr rechten Burschenschaft, die 2011 wegen ihres "Arier-Antrags" von sich reden machte; einer Beschlussvorlage, die die Mitgliedschaft von der deutschen Abstammung abhängig machte. Es folgt ein Abtreibungsgegner, der laut einer Lokalzeitung auf einem Bürgertreff Anfang 2015 gesagt haben soll: "Ich unterstütze Pegida". Ein paar Plätze weiter dann eine Ärztin; in einer Pressemitteilung der AfD vom vergangenen Oktober, in der es um den "erbärmlichen Gesundheitszustand" der Flüchtlinge geht, warnte sie vor dem damit verbundenen angeblichen Infektionsrisiko.

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