Als Kurt Beck im September 2012 seinen Rücktritt verkündete, übergab er nicht nur sein Amt an Malu Dreyer. Sie erbte auch: einen Haufen Schulden am Flughafen Zweibrücken, die Affäre um den insolventen Nürburgring, Untreuevorwürfe am Flughafen Hahn. Dreyer baute das Kabinett um. Dass sie, die immer freundlich lacht, damals altgediente Minister entließ, wird heute noch als Beleg herangezogen, dass sie auch durchgreifen kann.
Dreyer, 55 Jahre alt, wuchs in einem CDU-geprägten Elternhaus auf. Als Mädchen wollte sie Ärztin werden, studierte dann aber Jura. 1994 trat sie in die SPD ein, Dreyer war Bürgermeisterin in Bad Kreuznach, dann Sozialdezernentin in Mainz. 2002 machte Kurt Beck sie zu seiner Sozialministerin. Sie gilt als warmherzig, unprätentiös, sachlich; in der SPD heißt es, sie sei so beliebt "wie Freibier und Hitzefrei". Seit 1994 leidet Dreyer an schleichender Multipler Sklerose. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem ehemaligen Trierer Oberbürgermeister, lebt sie in einem integrativen, generationsübergreifenden Wohnprojekt in Trier.
Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, kostenfreie Bildung: Bei der Bevölkerung kommt Dreyer an. Dass sie sich weigerte, gemeinsam mit der AfD in einer Fernsehrunde zu sitzen, weil sie den Rechtspopulisten "kein Forum" bieten wollte, kritisierten selbst Sozialdemokraten. An ihren Beliebtheitswerten änderte das aber nichts. Dreyer läge deutlich vor ihrer Herausforderin, wenn die Bürger ihre Ministerpräsidentin direkt wählen könnten.