Kurnaz und die deutschen Soldaten:Bundeswehr bewachte US-Gefangenenlager

Deutsche Soldaten haben im Jahr 2002 eine US-Basis in Südafghanistan bewacht und dabei den Bremer Türken Murat Kurnaz getroffen. Der brisante Punkt: Offensichtlich folterten die Amerikaner in dem Lager Terrorverdächtige.

Oliver Das Gupta

Nach Informationen von SZ.de bewachten die deutschen Soldaten Anfang 2002 das US-Gefangenenlager im afghanischen Kandahar und trafen dabei auf Murat Kurnaz. Der gebürtige Bremer wurde dort zu diesem Zeitpunkt nach eigener Aussage von den Amerikanern als Terrorist behandelt und gefoltert.

KSK-Soldaten während einer Übung

KSK-Soldaten während einer Übung

(Foto: Foto: AP)

Wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums SZ.de bestätigte, hielten sich deutsche Soldaten auf "Ersuchen der US-Militärpolizei" in dem Lager in Kandahar auf. Laut Süddeutscher Zeitung handelte es sich dabei Angehörige des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

Bei der "Einweisung zum Wachdienst" sei den Deutschen mitgeteilt worden, dass sich unter den Gefangenen ein Mann befindet, mit dem sie sich in deutscher Sprache unterhalten könnten. Daraufhin gab es "Kontakt zu einem deutschsprachigen Gefangenen," sagte der Ministeriumssprecher. Dabei wurde dem Gefangenen der Satz "Du warst wohl auf der falschen Seite" zugerufen. Für eine Misshandlung, wie von Kurnaz behauptet, gebe es keine Anhaltspunkte.

23 Ex-Soldaten angeschrieben, eine Antwort erhalten

Das Verteidigungsministerium beruft sich bei ihren Erkenntnissen auf die Aussagen eines Bundeswehrangehörigen.

Wörtlich sagte der Sprecher: "Ein Zeuge erinnert sich."

Dieser Soldat sagte allerdings aus, dass nicht er, sondern ein anderer mit Kurnaz gesprochen habe.

Wie der Ministeriumssprecher weiter sagte, wurden von "69 Soldaten dienstliche Erklärungen abgefordert", 60 Antworten habe das Ministerium bislang erhalten.

Auch 23 ausgeschiedene Soldaten seien "entsprechend angeschrieben" worden. In diesem Fall fiel der Rücklauf mager aus: "Bisher hat einer geantwortet," so der Sprecher.

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