Kurden:Mit deutschen Waffen

Die Einheit des Irak darf damit nicht zerstört werden.

Von Joachim Käppner

In Deutschland wird der Kampf der irakischen Kurden gegen den so genannten Islamischen Staat wenig wahrgenommen. Dabei gelang es den Peschmerga 2014 nur mit knapper Not, eine Frontlinie gegen den Ansturm des IS zu halten - mit Hilfe deutscher Waffen und Ausbilder. Was die Zivilbevölkerung im kurdischen Autonomiegebiet andernfalls erwartet hätte, steht außer Zweifel. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bei ihrem Irak-Besuch nun aus guten Gründen versprochen, die deutsche Militärhilfe fortzusetzen.

Freilich hat sich die Lage seither verändert. Die Terrormiliz ist im Kampf gegen die irakischen Kurden, die Zentralregierung in Bagdad und die internationale Koalition in die Defensive geraten. Vielleicht wird sie noch in diesem Jahr die irakische Großstadt Mossul verlieren. Sollte der Kalifatstaat sein Ende finden, wäre das aber noch keine Garantie für Frieden in dem geschundenen Land.

Groß ist die Gefahr, dass die Bevölkerungsgruppen auseinanderdriften. Die Kurden haben inzwischen eine schlagkräftige Streitmacht. So verständlich ihre Sehnsucht nach Unabhängigkeit aber sein mag - die deutsche Seite wird in der Pflicht sein, auf die Einheit des Landes zu pochen und auf eine friedliche politische Lösung. Die Alternative wäre, dass dem Krieg gegen den IS ein Bürgerkrieg folgen würde, ausgetragen auch mit deutschen Waffen.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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