Kuckucks-Kinder:Kritik an Initiative gegen Vaterschaftstests

Mit ihrer Ankündigung, heimliche Vaterschaftstests bestrafen zu wollen, stößt Bundesjustizministerin Zypries auf zunehmenden Widerstand aus den Reihen der FDP, der Union und auch der Grünen.

Von Robert Roßmann

Mit ihrer Ankündigung, heimliche Vaterschaftstests bestrafen zu wollen, stößt Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) auf zunehmenden Widerstand.

Nach den Justizministern Bayerns und Baden-Württembergs, Beate Merk (CSU) und Ulrich Goll (FDP), kritisierten am Donnerstag auch führende Grünen-Politiker das Vorhaben.

Die Fraktionschefin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, sagte, sie werde der von Zypries vorgeschlagenen Regelung nicht zustimmen.

Durch eine offene Anfechtung der Vaterschaft vor Gericht - die einzige Alternative zu heimlichen Tests - würde Familien oft viel mehr geschadet.

Falls sich der Kuckuckskind-Verdacht als falsch herausstelle, sei die Beziehung ohne Not beschädigt. Außerdem dürften Männer nicht benachteiligt werden. Sie müssten genauso sicher wie die Frau wissen dürfen, ob sie der Vater sind.

Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck erklärte, seine Partei halte vor allem die vorgesehenen Strafen für "verfehlt". Der Entwurf des Gendiagnostik-Gesetzes sei "noch nicht überzeugend" und überdies in der Koalition nicht abgestimmt.

Der stellvertretende Regierungssprecher Hans Langguth sagte, Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstütze den Plan, die Tests unter Strafe zu stellen.

Das Thema sei im Kabinett besprochen worden. Allerdings hat sich die Arbeitsgruppe der Koalition zum Gendiagnostik-Gesetz noch gar nicht mit den Tests befasst.

Offenbar sind sogar die beiden federführenden Vertreter der Grünen in der Arbeitsgruppe verschiedener Auffassung: Während Volker Beck den Entwurf in der jetzigen Fassung ablehnt, begrüßt ihn Birgitt Bender.

Die Gesundheitsexpertin sagte, es dürfe keinen "Bonus für männliche Feigheit" geben. Wer es mit dem Gesetz ernst meine, müsse auch ordentliche Strafen vorsehen.

Zypries hatte über ein Interview mit der Frauenzeitschrift Brigitte mitgeteilt, dass heimliche Vaterschaftstests künftig mit Haft bis zu einem Jahr geahndet werden sollen.

Bayerns Justizministerin Merk begrüßte das Verbot der Tests zwar, lehnte Strafen dafür aber ab. "Man muss sich nur vorstellen, was passiert, wenn in solchen Fällen der Staatsanwalt in den Familien ermitteln müsste", sagte Merk.

Sinnvoller sei es, Vaterschaftsanfechtungsklagen zu erleichtern. Wegen der hohen Hürden für solche Klagen lassen viele Männer einen heimlichen Vaterschaftstest machen.

Sie hoffen, damit vor Gericht eher Gehör zu finden. Merks Stuttgarter Kollege Goll kritisierte vor allem, dass die heimlichen Tests nicht nur allen Unbeteiligten, sondern auch den rechtlichen Vätern verboten werden sollen.

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