KSK:Elitesoldaten mit Problemen

Elitetruppe für heikle Aufträge: Das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr leidet unter Personalnot und Materialmängeln.

Peter Blechschmidt

Wenn es um das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr geht, werden Militärs überaus schmallippig. Die Elitetruppe ist für heikle Aufträge da; Geheimhaltung ist oberstes Gebot. Umso auffälliger war die Eile, mit der das Verteidigungsministerium am Donnerstag über eine erfolgreiche KSK-Operation in Afghanistan informierte.

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(Foto: Foto: AP)

Keine fünf Stunden nach dem Ende des Einsatzes verkündete das Ministerium stolz, dass KSK-Soldaten gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften einen hochrangigen Taliban-Anführer gefasst hätten.

Die Gründe für die ungewohnte Mitteilungsfreude liegen auf der Hand. Nach dem Fehlschlag bei der geplanten Befreiung deutscher Seeleute aus der Hand somalischer Piraten konnte die Regierung eine Erfolgsnachricht gut gebrauchen. Somalia war keine Operation der Bundeswehr, sondern der Bundespolizei und ihrer Eliteeinheit GSG9.

Zweifel an den Fähigkeiten der Spezialkräfte

Doch in der Debatte über den - wegen des hohen Risikos zu Recht beschlossenen - Abbruch der Aktion waren Zweifel an den Fähigkeiten der Bundeswehr-Spezialkräfte aufgekommen. Das wollten die Soldaten nicht auf sich sitzen lassen.

Die Aufstellung des KSK wurde 1994 beschlossen, nachdem deutsche Staatsbürger nur mit Hilfe belgischer Soldaten aus dem Bürgerkrieg in Ruanda gerettet werden konnten. Folglich war die Evakuierung gefährdeter Landsleute im Ausland zunächst das Kernziel der Truppe. Im Laufe der Zeit kamen weitere Aufgaben hinzu: militärische Aufklärung in gegnerischen Gebieten, offensive Aktionen gegen Terroristen und schließlich gewaltsame Geiselbefreiung.

Ende 2001 stellte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den USA das KSK zur Unterstützung in Afghanistan zur Verfügung. Ein Jahr lang hielten sich KSK-Soldaten im Umfeld der US-Streitkräfte auf, wurden jedoch allenfalls mal zu Wachdiensten angefordert. Dabei kam es in Kandahar auch zu einer Begegnung mit dem Türken Murat Kurnaz aus Bremen, den die Amerikaner dann nach Guantanamo brachten. 2008 endete die Beteiligung des KSK an der Anti-Terror-Aktion Operation Enduring Freedom offiziell.

Gleichwohl ist das KSK in Afghanistan weiter im Einsatz. Elitesoldaten schützen Kameraden und hochrangige Besucher, und sie beteiligen sich - wie am Donnerstag - an Fahndungsaktionen gegen mutmaßliche Terroristen. Letzteres geschieht grundsätzlich in Zusammenarbeit mit afghanischen Sicherheitskräften und mit den Geheimdiensten. Insofern bedeutet die Aktion vom Donnerstag keine neue Qualität beim Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.

"Ein Krieg des armen Mannes"

Die KSK-Soldaten genießen bei den Verbündeten - so versichern es jedenfalls ihre Führer - ob ihrer Leistungsfähigkeit großen Respekt. Andererseits werden sie aufgrund politischer Einsatzbeschränkungen und wegen ihrer Ausrüstungsmängel gelegentlich mitleidig belächelt. Vor allem fehlt es an Hubschraubern. "Die Bundeswehr führt einen Krieg des armen Mannes", klagt ein Offizier.

Nicht zuletzt leidet die Truppe unter Personalnot. Ihr Stellenplan von 400 Mann ist nur zur Hälfte besetzt. Zu wenige trauen sich überhaupt die harten Eignungstests zu; nahezu die Hälfte der Neuzugänge muss während der vierjährigen Ausbildung aufgeben.

Nach dem Abbruch der Operation vor Somalia gab es Vorschläge, KSK und GSG9 besser zu koordinieren. Rein rechtlich kann das KSK nur dort aktiv werden, wo es für den militärischen Einsatz ein Mandat des Bundestags gibt. Dagegen darf die GSG9 Verbrechensbekämpfung, sprich Geiselbefreiung, überall im Ausland betreiben.

Dennoch wittern Politiker bei einer Kombination von KSK und GSG9 eine unzulässige Vermischung von Militär und Polizei. Zudem ist fraglich, ob zwischen beiden Einheiten die Chemie stimmt. Gemeinsame Übungen hat es jedenfalls noch nicht gegeben. Aber das hängt natürlich niemand an die große Glocke.

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