Kritik an Dissertation:Plagiatsvorwürfe gegen von der Leyen

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Verteidigungsministerin von der Leyen im Bundestag: Wie schwerwiegend sind die Mängel ihrer Dissertation? (Foto: dpa)
  • Plagiatsjäger werfen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Regelverstöße in ihrer Doktorarbeit vor.
  • Die Ministerin weist die Vorwürfe zurück und hat selbst eine Überprüfung ihrer Arbeit in die Wege geleitet.

Von Roland Preuß

Karl-Theodor zu Guttenberg, Silvana Koch-Mehrin, Annette Schavan - all diese Spitzenpolitiker haben ihren Doktortitel verloren. Nun hat auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ein Problem mit ihrer Dissertation: Die Internetplattform Vroniplag wirft ihr vor, bei ihrer Doktorarbeit Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens missachtet und an einigen Stellen plagiiert zu haben.

"Die Häufigkeit und leichte Vermeidbarkeit der Fehler spricht für grobes Schlampen", sagte der Berliner Professor Gerhard Dannemann der Süddeutschen Zeitung. Der Rechtsprofessor am Großbritannien-Zentrum der Berliner Humboldt-Universität ist Teil des Vroniplag-Teams. Nach den Recherchen der Plagiatsdokumentatoren handelt es sich bei den Verstößen zwar nicht um flächendeckende Plagiate wie im Fall Guttenberg, allerdings nenne von der Leyen an vielen Stellen nicht die benutzten Quellen oder verschleiere das wahre Ausmaß der Textübernahmen.

Die medizinische Arbeit mit dem Titel "C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung" befasst sich mit Problemen vor der Geburt. Die heutige Verteidigungsministerin und CDU-Vizevorsitzende hatte den Text 1990 vorgelegt und 1991 an der Medizinischen Hochschule Hannover promoviert.

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Die Jagd nach Plagiaten macht er zu Geld: Martin Heidingsfelder lässt sich dafür bezahlen, dass er die Dissertationen von Politikern auf wissenschaftlichen Betrug hin untersucht. Mit der Seite Politplag nimmt er die Kandidaten der Bundestags-und Landtagswahlen 2013 ins Visier.

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Mehrere Seiten mit hohem "Plagiatsanteil"

"Die Dissertation enthält zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind", heißt es bei Vroniplag. Auf den 62 Seiten im Hauptteil der Arbeit habe man bislang auf 27 Seiten Plagiate dokumentiert, was einem Anteil von 43,5 Prozent entspreche. Häufig handelt es sich dabei um einzelne Sätze, die zum Beispiel wörtlich übernommen, aber nicht als Zitate gekennzeichnet wurden. Fünf Seiten hätten jedoch einen "Plagiatsanteil" von 75 bis 100 Prozent, heißt es weiter auf Vroniplag.

Dannemann sagte, die Autorin habe zudem an zahlreichen Stellen falsche Belege für ihre Aussagen angeführt sowie Fehler aus Quellen übernommen - und weitere hinzugefügt.

Ein Sprecher von der Leyens teilte Spiegel Online zufolge mit, die Ministerin habe bereits im August von der Untersuchung erfahren. "Die Ministerin weist den Vorwurf nicht nur zurück - sie hat noch am selben Tag die Medizinische Hochschule Hannover gebeten, ihre Dissertation durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle der Einrichtung überprüfen zu lassen", zitiert das Nachrichtenportal, das zuerst über den Fall berichtet hat, aus der Erklärung. Die Hochschule habe ihr eine unabhängige Prüfung versprochen.

Seit dem Skandal um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar 2011 hatte eine Reihe von Politikern ihre akademischen Titel und anschließend ihre Ämter verloren, darunter Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin.

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