Kritik am Strafvollzug in den USA:Isoliert auf 8,75 Quadratmetern

Kritik am Strafvollzug in den USA: Ein Aufseher im Bundesgefängnis ADX Florence im US-Bundesstaat Colorado.

Ein Aufseher im Bundesgefängnis ADX Florence im US-Bundesstaat Colorado.

(Foto: AFP)

Licht dringt nur durch einen Schlitz in der Wand, Kommunikation mit Mitgefangenen ist verboten. Gefangene in einem Hochsicherheitsgefängnis im US-Bundesstaat Colorado verbringen ihre Haft in nahezu vollkommener Isolation. Amnesty International zufolge hat das einen unmenschlichen Preis.

  • Amnesty International übt massive Kritik am Strafvollzug in den USA: Gefangene verbringen jahrelang in abgeschirmten Einzelzellen, zum Teil bis zu 24 Stunden täglich.
  • Die Gefangenen entwickeln Angstzustände, Depressionen, Paranoia und Wahnvorstellungen durch die langanhaltende Isolationshaft.

Amnesty International: Isolationshaft verstößt gegen internationales Recht

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Praxis der Isolationshaft in US-Bundesgefängnissen angeprangert. Mehr als 40 US-Bundesstaaten sollen Hochsicherheitsgefängnisse unterhalten, mindestens 25 000 Gefangene sind derzeit darin untergebracht.

Folgen der langanhaltenden Isolation seien psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen oder Wahnvorstellungen, aber auch Bluthochdruck, erklärte die Amerika-Expertin der deutschen Amnesty-Sektion, Maja Liebing. "Die US-Regierung verstößt damit klar gegen internationales Recht", sagte sie weiter.

Im Schnitt 8,2 Jahre in Isolationshaft

Erst vor kurzem veröffentlichte Amnesty International den Bericht mit dem Titel "Lebendig begraben - Isolationshaft in US-Bundesgefängnissen". Darin befasst sich die Organisation mit dem Hochsicherheitsgefängnis der US-Regierung in Florence, Colorado. Es ist das erste Gefängnis, das komplett nach dem sogenannten Supermax-Standard entworfen und gebaut wurde, eine Unterbringung dort ist gleichzusetzen mit nahezu vollkommener Isolation von der Außenwelt. Zwischen den Inhaftierten ist die Kommunikation verboten.

Die Menschenrechtsorganisation beruft sich in ihrem Bericht auf US-Straf- und Menschenrechtsexperten, die die Praxis der Langzeit-Isolationshaft als kostspielig, uneffektiv und umenschlich verurteilen.

Das Gefängnis von Florence gilt als die sicherste zivile Strafvollzugsanstalt der Vereinigten Staaten und bietet Platz für 490 männliche Insassen. Die Gefangenen würden mindestens zwölf Monate in Isolationshaft verbringen, bevor Hafterleichterungen überhaupt in Betracht gezogen würden. Teilweise verbringen sie 22 bis 24 Stunden täglich in abgeschirmten Einzelzellen und haben lediglich sozialen Kontakt mit den Aufsehern.

Im Schnitt sitzen die Häftlinge 8,2 Jahre in Isolationshaft, als Quelle nennt der Bericht eine Studie von Rechtsanwälten. Die Zellen seien 8,75 Quadratmeter klein, hätten dicke Mauern und eine massive Metalltür. Nur durch einen kleinen Schlitz könnten die Gefangenen ein Stück Himmel oder Mauer sehen, heißt es in der Mitteilung von Amnesty International weiter.

USA wollen Praxis noch ausweiten

Washington wolle diese Praxis noch ausweiten: Aktuelle Pläne für ein neues Hochsicherheitsgefängnis im Bundesstaat Illinois umfassten Isolationszellen nach dem Vorbild von Florence. Zudem werde Isolationshaft auch in anderen US-Bundesgefängnissen in speziellen Trakten angewandt. In einem Bundesgefängnis in New York, das auch als "Klein-Guantánamo" bekannt sei, würden sogar Untersuchungshäftlinge für Monate oder Jahre in Isolationshaft verwahrt.

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