Kritik am Papst:Aufruf zum "Tag des friedlichen Zorns"

Islamische Hardliner verstehen die jüngsten Äußerungen des Papstes nicht als Entschuldigung, sondern als Vorwurf, ihn nicht verstanden zu haben. Im Irak wurden deutsche Fahnen verbrannt. Der Vatikan hat unterdessen eine diplomatische Initiative in der islamischen Welt gestartet.

Scheich Jussuf al-Karadawi appellierte im Fernsehsender al-Dschasira, mit Demonstrationen und Sit-Ins nach der kommenden Freitagspredigt in den Moscheen gewaltlos gegen das katholische Kirchenoberhaupt zu protestieren.

Karadawi, der sunnitischer Moslems ist, äußerte sich in einer beliebten wöchentlichen Religionssendung.

Kirchen bitte nicht angreifen

Der ägyptischstämmige katarische Geistliche verbot seinen Anhängern, Kirchen anzugreifen. Zugleich forderte er die Botschafter arabischer und islamischer Staaten im Vatikan dazu auf, beim Kirchenstaat schriftlich Protest gegen die umstrittenen Redeäußerungen Benedikt XVI. einzulegen und vom Heiligen Stuhl organisierte Veranstaltungen zu boykottierten.

Karadawi warf dem Papst vor, sich mit seiner Klarstellung am Sonntag nicht wirklich entschuldigt zu haben. "Das sind keine Entschuldigungen. Das ist ein an die Moslems gerichteter Vorwurf, dass sie seine Worte nicht verstanden haben", sagte er.

Aus Protest gegen die Islam-Äußerungen von Benedikt XVI. haben Demonstranten im Irak deutsche Fahnen und ein Abbild des Papstes verbrannt. Die gut 500 Teilnehmer der Kundgebung in der südirakischen Stadt Basra forderten am Montag eine Entschuldigung des Papstes.

Nach einem Aufruf islamischer Politiker zum Proteststreik gegen die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. sind im indischen Bundesstaat Kaschmir viele Läden und Behörden geschlossen geblieben.

Hamburger Weihbischof ermutigt zu Kontakten mit Muslimen

Der Vatikan hat seine Vertreter in den islamischen Ländern beauftragt, den politischen und religiösen Autoritäten den Inhalt der Rede von Benedikt XVI. genau zu erklären, sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. "Die Elemente der Rede, die bisher vernachlässigt wurden, müssen hervorgehoben werden", erklärte der Geistliche.

Vor dem Hintergrund des Streits über die Papst-Äußerungen hat der katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke aus Hamburg die Bürger in Deutschland aufgefordert, in Eigenverantwortung eine Annäherung der Religionen zu erreichen.

"Statt des Kampfes der Kulturen brauchen wir den Dialog der Religionen", sagte der für den Dialog mit anderen Religionen zuständige Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz.

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