Krise in Thailand:Bangkok räumt auf

In der thailändischen Hauptstadt ist gespannte Ruhe eingekehrt. Doch die frustrierten Rothemden sind noch aktiv - und die Armee ringt um Kontrolle.

Einen Tag nach der thailändischen Militäroffensive gegen die oppositionellen Rothemden und der anschließenden Randale durch frustrierte Demonstranten ist in Bangkok gespannte Ruhe eingekehrt.

Krise in Thailand: Soldaten des thailändischen Militärs fahren durch ein ehemals von den "Rothemden" besetztes Geschäftsviertel Bangkoks.

Soldaten des thailändischen Militärs fahren durch ein ehemals von den "Rothemden" besetztes Geschäftsviertel Bangkoks.

(Foto: Foto: AP)

Der Qualmgeruch ausgebrannter Ruinen lag noch über der Stadt. In einigen Gegenden begann die Stadtverwaltung mit den Aufräumarbeiten. Sie rollte Stacheldraht ein und transportierte die teils abgebrannten Gummireifen ab, aus denen die Demonstranten Barrikaden aufgebaut hatten.

Im Kerngebiet der Demonstranten im Ratchaprasong-Viertel hatte die Armee am Donnerstag nach 24 Stunden noch immer nicht die volle Kontrolle erlangt. Sie verfolgte nach eigener Darstellung versprengte Rothemden, die sich mit dem Ende der Proteste nicht abfinden wollten. Vereinzelt waren noch Schüsse zu hören. Am Siegerdenkmal bedrängten etwa 100 Rothemden Polizisten, die dort Wache schoben, berichtete die Bangkok Post.

Die Regierung verlängerte die nächtliche Ausgangssperre bis Sonntag. Die Angaben über die Opferzahlen gingen auseinander. Mindestens 14 Menschen kamen bei den Zusammenstößen am Mittwoch ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Ein Tempel, in dem hunderte Rothemden Zuflucht gesucht hatten, nachdem ihre Führung sich ergeben hatte, war am Abend in die Schusslinie geraten. "Sie haben auf uns geschossen", berichtete einer der Flüchtlinge, Manat Kaetphet (44). "Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sechs Menschen angeschossen wurden." Am Donnerstag wurden dort mehrere Leichen geborgen. In dem Pat Whatum-Tempel war auch Mark MacKinnon, Reporter für die kanadische Zeitung Globe and Mail, gestrandet.

Es dauerte Stunden, bis Krankenwagen zum Transport der Verletzten organisiert werden konnte, berichtete er. Angeschossen wurde dort auch ein Reporter des britischen Independent, Andrew Buncombe.

35 Gebäude gingen nach dem Ende der Militäraktion in Flammen auf, darunter das mehrstöckige Central World-Einkaufszentrum. Es brannte völlig aus. Die Oppositionsbewegung UDD, die die Proteste gegen die Regierung seit Mitte März koordiniert hatte, appellierte an ihre Anhänger, den Widerstand aufzugeben. "Meine Botschaft ist: Unser Kampf ist gerecht und geht weiter, wir sollten unserem Ärger nicht durch Randalieren Luft machen", sagte Kokaew Pikulthong, der innerhalb der UDD bislang im Hintergrund agiert hatte, nach Angaben der Zeitung Nation.

"Wir verstehen ihren Frust", sagte Regierungssprecher Panitan Wattanyakorn. "Aber die Gewalt von gestern Abend war mehr als Frust. Das war organisierte Kriminalität." Am Donnerstag stellten sich weitere Anführer der UDD der Polizei, darunter Veera Musigkapong und Weng Tojirakarn, die die Demonstranten noch bis zum Schluss mit Durchhalteparolen angefeuert hatten.

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