Krise in Lateinamerika:Chávez rüstet auf, Kolumbien bleibt ruhig

In Folge der diplomatischen Krise in Südamerika verstärkt Venezuela seine Truppen and der Grenze weiter und kündigt nach diplomatischen nun auch wirtschaftliche Sanktionen an. Kolumbien zieht nicht mit.

Nach dem kolumbianischen Angriff auf Rebellenstellungen in Ecuador spitzt sich die Lage in der Region zu: Die venezolanischen Streitkräfte haben mittlerweile fast 9000 zusätzliche Soldaten an der Grenze zu Kolumbien aufmarschieren lassen. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez kündigte außerdem Wirtschaftssanktionen gegen das Nachbarland an. Der Handel werde eingeschränkt, Venezuela wolle keine kolumbianischen Investitionen mehr, erklärte Chávez am Mittwoch.

Krise in Lateinamerika: Venezolanischer Soldat an der Grenze zu Kolumbien

Venezolanischer Soldat an der Grenze zu Kolumbien

(Foto: Foto: dpa)

Kolumbiens Außenminister Fernando Araújo hingegen verkündete, es werde "keinen einzigen Soldaten" an die Grenze schicken.

Den Schlag gegen die kolumbianischen Rebellen auf dem Gebiet Ecuadors nannte Chávez ein Kriegsverbrechen. Gemeinsam mit dem ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa forderte er eine explizite Verurteilung des Angriffs durch die internationale Gemeinschaft.

Der Angriff gegen die Rebellen der linksgerichteten Guerillagruppe Farc, bei dem am Samstag Rebellenführer Raul Reyes und 22 weitere Rebellen getötet wurden, hat schwere diplomatische Spannungen in der Region ausgelöst.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verurteilte den Angriff. In einer von Venezuela und Ecuador eingebrachten und am Mittwoch in Washington verabschiedeten Resolution hieß es, der Schlag sei eine Verletzung der Souveränität Ecuadors. Als einzige OAS-Nation versicherten die USA Kolumbien ihre rückhaltlose Unterstützung. Kolumbien beklagt, dass Ecuador und Venezuela kolumbianischen Rebellen Unterschlupf gewähren.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte die Farc derweil dazu auf, die seit sechs Jahren entführte Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt freizulassen. Mit dieser Aktion könne die Farc ein Zeichen setzen, dass sie keine Terrororganisation sei, erklärte Sarkozy in einer am Mittwoch im kolumbianischen Fernsehsender RCN ausgestrahlten Ansprache.

Betancourt, die sowohl die kolumbianische als auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde im Jahr 2002 verschleppt. Sarkozy erklärte, ihre Freilassung sei ihm selbst eine persönliche Verpflichtung und eine nationale Angelegenheit für Frankreich. Sarkozy bot zudem seine Vermittlung in dem Konflikt zwischen Kolumbien und den anderen Staaten der Region an. Er werde bald Brasilien besuchen und sei dann auch bereit, nach Kolumbien und Venezuela zu reisen, um die Spannungen zu mildern.

Angesichts des venezolanischen Militäraufmarsches an der Grenze zu Kolumbien hat US-Verteidigungsminister Robert Gates versucht, Befürchtungen über einen drohenden bewaffneten Konflikt zu zerstreuen. "Meine persönliche Meinung ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines militärischen Konflikts relativ gering ist", sagte Gates am Mittwoch in Washington.

Gates sagte, er halte es für unwahrscheinlich, dass es zu Kämpfen zwischen den Armeen beider Länder komme. Befragt über eine mögliche Unterstützung der USA für Kolumbien im Falle eines Konfliktes sagte Gates weiter, dass "die Kolumbianer gut selbst auf sich aufpassen können".

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