Krise in der Ukraine:US-Satellitenbilder sollen russischen Truppenabzug widerlegen

Firefighters inspect the burnt police headquarters after an Ukrainian forces attempt to drive out pro-Russian militants, and the building caught fire in Mariupol

Feuerwehrleute kommen aus dem abgebrannten Gebäude der Polizei in Mariupol.

(Foto: REUTERS)

+++ Washington veröffentlicht Aufnahme aus dem Grenzgebiet +++ Tote nach Zusammenstößen in Mariupol +++ Russlands Präsident besucht die Krim zum ersten Mal nach der Annexion +++ EU will Strafmaßnahmen gegen Russland erneut ausweiten +++

  • Das US-Außenministerium veröffentlicht Bilder, die am 7. Mai noch russische Truppen in Grenznähe zeigen.
  • Dem ukrainischen Innenminister zufolge sterben in Mariupol 21 Menschen bei Zusammenstößen
  • Putin besucht anlässlich des "Tag des Sieges" das erste Mal seit der Annexion die Krim
  • EU will Strafmaßnahmen gegen Russland erneut ausweiten.

Fotos zeigen Truppen in Grenznähe: Russland hat offenbar weiterhin Militärlager in der Nähe der ukrainischen Grenze. Das US-Außenministerium hat ein Foto vom Mittwoch veröffentlicht, auf dem Truppen zu sehen sind. An jenem Tag hatte Russlands Präsident Putin erklärt, das Militär aus der Grenzregion abgezogen zu haben. Die Satellitenbilder zeigen eine Anlage in der Nähe von Rostow am Don, etwa 75 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt.

Washington hat zudem den Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als "provokativ und unnötig" kritisiert. John Kerry hatte am Freitag erneut mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow telefoniert habe. Es sei unter anderem um die Arbeit der OSZE-Beobachter in der Ukraine gegangen.

Viele Tote in Mariupol: In der südostukrainischen Großstadt Mariupol ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und prorussischen Kräften gekommen. Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow spricht von 20 Toten auf Seiten der Separatisten, auch ein ukrainischer Soldat soll ums Leben gekommen sein, heißt es in einer Mitteilung. Die Behörden im Gebiet Donezk sprechen von sieben Toten und 39 Verletzten bei den Zusammenstößen. Zuvor lieferten sich ukrainische Einheiten und Mitglieder der sogenannten "Selbstverteidigungskräfte" einen Schusswechsel. Den prorussischen Separatisten zufolge sei es zu den Auseinandersetzungen nach den Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland gekommen. Eine Menschenmenge sei zu einer von Separatisten besetzten und von Sicherheitseinheiten belagerten Polizeistation gezogen. Daraufhin hätten die Einsatzkräfte das Feuer eröffnet. Bei dem Gefecht ging das Polizeihauptquartier der Stadt in Flammen auf.

Russischer Präsident in Sewastopol: Wladimir Putin nimmt auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim an einer Militärparade zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges teil. Sein Auftritt wird live im russischen Fernsehen übertragen. Auf einem Boot lässt sich der russische Präsident von einem Kriegsschiff zum nächsten fahren und gratuliert den Soldaten zum "Tag des Sieges". Bei einer anschließenden kurzen Rede äußert er seine Freude darüber, in der "Heldenstadt Sewastopol" zu sein. Gleichzeitig sagt Putin, er hoffe, dass das Jahr 2014 in die Geschichtsbücher eingehe: "Die Krim ist heimgekehrt." Es ist Putins erster Besuch seit der Einverleibung der Schwarzmeer-Halbinsel durch Moskau. Er bedeutet eine neuerliche Provokation des Westens, der die Annexion der Krim nicht anerkennt. Anfang der Woche hatte Merkel Putin indirekt vor der Teilnahme an der Parade gewarnt: Sie fände es "schade", den Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs "in einem solchen Spannungsfeld" für eine Parade zu nutzen, sagte sie.

Die EU plant Verschärfung ihrer Sanktionen gegen Russland: Im Konflikt um die Ukraine und die russische Annexion der Krim werden die 28 EU-Außenminister am Montag in Brüssel voraussichtlich zusätzliche Einreiseverbote und Kontensperrungen beschließen. Nach Angaben von EU-Diplomaten wurde eine Namensliste der möglichen Betroffenen vorbereitet. Sie könne dann am Montag beschlossen werden. Die Zahl der zusätzlichen Einreiseverbote - bisher gibt es schon 48 - wurde zunächst nicht bekannt. Die Minister wollen auch beschließen, dass künftig nicht nur Personen, sondern auch Organisationen und Unternehmen von Sanktionen getroffen werden können. Bisher können nur Personen auf die Sanktionsliste gesetzt werden, die die territoriale Integrität der Ukraine verletzt haben

Militärparade in Moskau: Am "Tag des Sieges" gedenkt Russland des Sieges über Nazi-Deutschland. In einer Ansprache sagt Putin: "Wir werden uns immer an diesen Krieg erinnern - und wir werden uns immer an die Menschen erinnern, die sich für den Frieden auf diesem Planeten einsetzen." Über den 9. Mai sagt er: "Dies ist ein Feiertag, an dem die über alles siegende patriotische Kraft triumphiert, an dem wir alle besonders stark fühlen, was es bedeutet, dem Mutterland treu zu sein, und wie wichtig es ist, für unsere Interessen einzustehen." Die Bedeutung des 9. Mai für Russland hat SZ.de-Autorin Antonie Rietzschel aufgeschrieben.

Merkel: Putin tut zu wenig zur Entspannung der Lage in der Ukraine: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wirft Russlands Staatschef Wladimir Putin vor, sich nicht genügend für eine Lösung der Ukraine-Krise einzusetzen. Putin "tut derzeit (...) zu wenig, um zur tatsächlichen Entspannung der gefährlichen Situation beizutragen", sagte Merkel der Rheinischen Post. Zum Thema Sanktionen sagte die Kanzlerin: "Notfalls sind wir auch zu weiteren Sanktionen bereit, auch wenn wir sie uns wahrlich nicht wünschen." Das Ziel seien diplomatische Fortschritte für eine Stabilisierung der Ukraine. Dabei spielten die Wahlen am 25. Mai eine wichtige Rolle. "Tatsächliche diplomatische Fortschritte können weitere Sanktionen vermeiden." Die Ukraine-Krise wird auch beim Treffen Merkels mit Frankreichs Staatschef François Hollande am Freitag und Samstag an der Ostsee wichtiges Thema sein.

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