Krise in der Autoindustrie:Steinbrück gegen Schutzschirm

Lesezeit: 2 min

Die Regierung denkt über Hilfen für Opel nach - ein Konjunkturprogramm für die gesamte Autobranche will Finanzminister Steinbrück jedoch nicht auflegen.

Nach der Bitte des Autobauers Opel um staatliche Bürgschaften in Milliardenhöhe beginnen an diesem Montag die Krisentreffen in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht am Nachmittag mit der Opel-Spitze. Zudem lud der Außenminister und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Betriebsräte von Autobauern ein.

Politiker beraten darüber, mit welchen Maßnahmen der angeschlagenen Autobranche geholfen werden kann - grundsätzlich oder im Einzelfall wie bei Opel. (Foto: Foto: dpa)

Opel mit seinen knapp 25.700 Beschäftigten droht, von der angeschlagenen US-Konzernmutter General Motors (GM) mit in den Abgrund gerissen zu werden. Man werde sich "Schritt für Schritt mit der Situation vertraut machen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen", sagte Merkel zu dem Gespräch im Kanzleramt.

An dem Treffen nehmen der Opel-Chef, der GM-Europachef und der Betriebsratsvorsitzende teil. Im Detail wollen Bund und die vier Bundesländer mit Opel-Werken am Dienstag über die Bürgschaften beraten.

Kein genereller Schutzschirm

Steinbrück erteilte pauschalen Hilfen für die deutsche Autoindustrie eine klare Absage. "Ein generelles Konjunkturprogramm für die Automobilindustrie macht keinen Sinn. Der Staat kann die private Kaufkraft nicht ersetzen und ist auch nicht für die Fehler der Industrie verantwortlich", sagte er der Bild-Zeitung.

Zuvor hatte der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) im Handelsblatt einen "Schutzschirm" für die gesamte deutsche Autobranche gefordert.

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) betonte, die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass eventuelle Unterstützung für Opel nicht an die angeschlagene US-Mutter abfließt. "Wir müssen schon mal wissen, ob das Geld in Deutschland bleibt", sagte er am Sonntagabend in der ARD. "Die Dinge bezüglich der amerikanischen Mutter sind noch nicht geklärt." Auch darum werde es bei dem Treffen bei Merkel gehen.

Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz erklärte, es gehe für das Unternehmen darum, anstehende Investitionen tätigen zu können, für die es von GM kein Geld gebe. Es gehe um eine Bürgschaft über eine Milliarde Euro, "auf die wir hoffentlich nie zurückgreifen werden", weil sich die erforderlichen Ausgaben doch aus eigenen Mitteln finanzieren ließen.

Der Mutterkonzern General Motors kämpft unterdessen in Amerika um dringend nötige Milliardenkredite. Die Demokraten wollen am Montag in den US-Kongress einen Gesetzentwurf einbringen, der den Autoherstellern den Zugang zu dem 700 Milliarden Dollar schweren Hilfspaket für die Finanzbranche öffnen soll. Die Republikaner und Präsident George W. Bush sind bisher dagegen.

Opel betont, mit den bei Bund und Ländern beantragten Bürgschaften nur für den Fall einer drohenden Insolvenz des Mutterkonzerns GM vorzusorgen. Aktuell sei das Unternehmen zahlungsfähig. Ein Zusammenbruch würde auch zahlreiche Zulieferer schwer treffen. Allein in Hessen wären bei Teileproduzenten rund um das Stammwerk Rüsselsheim 50.000 Jobs bedroht.

© AP/dpa/gal/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: