DIE ARMEE
Es waren Bilder, die westliche Beobachter überraschten: Die Soldaten, die Mubarak am Freitag mit gepanzerten Fahrzeugen und Panzern nach Suez, Alexandra und Kairo schickte, wurden von den Menschen mit offenen Armen empfangen. Die Armee hat in Ägypten einen guten Ruf, obwohl sie Mubaraks Herrschaft seit 30 Jahren unterstützt. In den vergangenen Tagen sicherte das Militär öffentliche Gebäude und zentrale Punkte und ging nicht gegen die Demonstranten - aber auch kaum gegen Plünderer - vor. Die Streitkräfte haben - ähnlich wie in Tunesien - in diesem Konflikt eine Schlüsselrolle inne.
Am 31. Januar stellte sich das Militär hinter das eigene Volk, aber noch nicht offen gegen Präsident Hosni Mubarak. Die Forderungen der gegen den Staatschef demonstrierenden Regimegegner seien "legitim", sagte ein Armeesprecher. Der Offizier erklärte: "An das große ägyptische Volk. Eure Armee anerkennt die rechtmäßigen Forderungen des Volkes. Wir haben keine Gewalt eingesetzt und werden keine Gewalt einsetzen gegen das ägyptische Volk."
Während des "Marsches der Million" hielt sich die Armee zurück: Sie kontrollierte alle Menschen, die sich dem Tahrir-Platz nähern wollten und machte den Organisatoren deutlich, welchen Spielraum diese haben: Sie dürfen friedlich auf dem zentralen Platz demonstrieren, aber den Marsch auf den zehn Kilometer entfernten Präsidentenpalast wollen die Generäle nicht zulassen. Das Kalkül: Die Lage soll nicht eskalieren, was die Armee doch noch zum Eingreifen zwingen würde.