Krise am Golf:Katar sucht einen Weg aus der Isolation

Krise am Golf: Börsenabsturz und Hamsterkäufe: Das Emirat Katar (im Bild die Stadt Doha) wird durch den Boykott seiner arabischen Nachbarn empfindlich getroffen.

Börsenabsturz und Hamsterkäufe: Das Emirat Katar (im Bild die Stadt Doha) wird durch den Boykott seiner arabischen Nachbarn empfindlich getroffen.

(Foto: AP)
  • Katar wird durch den Boykott von Saudi-Arabien, der Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain empfindlich getroffen.
  • US-Präsident Trump macht sich die Vorwürfe aus Riad und Abu Dhabi, Katar finanziere terroristische Gruppen, indirekt zu eigen.
  • Katar ist ein enger Verbündeter der USA und hat das für den Kampf gegen die IS-Terrormiliz zuständige Hauptquartier stationiert.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani versucht, sein Land mit Hilfe internationaler Vermittler aus der Isolation herauszuführen. Diese hatte am Dienstag massive Probleme für die Fluggesellschaft Qatar Airways zur Folge. Zudem ließ sie die Börse in Doha weiter abstürzen, brachte Banken in Bedrängnis und löste Hamsterkäufe in den Supermärkten aus. Der Emir verschob eine geplante Rede an die Nation, um entsprechende Bemühungen des kuwaitischen Staatsoberhauptes, Emir Sabah al-Ahmad al-Sabah, nicht zu unterlaufen; dieser wollte noch am Dienstag nach Saudi-Arabien reisen. Auch verzichtete Katar vorerst auf Vergeltungsmaßnahmen.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Bahrain hatten tags zuvor die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, Kuwait und Oman hingegen nicht. Ägypten, Jemen, die Malediven und die international nicht anerkannte Regierung im Osten Libyens schlossen sich Saudi-Arabien an. Kuwait hatte schon 2014 vermittelt, als drei andere Golfstaaten ihre Botschafter aus Katars Hauptstadt Doha abgezogen hatten.

US-Außenminister Tillerson ruft die Golfstaaten auf, "ihre Differenzen auszuräumen"

US-Präsident Donald Trump machte sich die Vorwürfe aus Riad und Abu Dhabi indirekt zu eigen, Katar finanziere terroristische Gruppen. Während seiner Reise in den Nahen Osten habe er klargemacht, dass es keine Finanzierung radikaler Ideologien geben dürfe, schrieb er auf Twitter. Die Staatenführer hätten bei ihrem Treffen in Riad "auf Katar gezeigt - schau!"

Trump äußerte sich derart, obwohl Katar ein enger Verbündeter der USA ist und diese auf dem katarischen Luftwaffenstützpunkt al-Udeid das für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zuständige Hauptquartier und mit 10 000 Soldaten das größte Kontingent der Region stationiert haben. Noch im Oktober hatten die USA die "jüngsten positiven Bemühungen" der katarischen Regierung gelobt, gegen Terror-Finanzierung vorzugehen.

Außenminister Rex Tillerson rief die Golfstaaten auf, "ihre Differenzen auszuräumen". Das Pentagon teilte mit, es beabsichtige, nichts an der Stationierung in Katar zu ändern; die Missionen gegen den IS würden planmäßig fortgesetzt. Frankreich, ein wichtiger Waffenlieferant Katars, aber auch Saudi-Arabiens, rief zu Gesprächen auf. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich besorgt; Moskau wolle gute Beziehungen zu allen Ländern der Region. Die mit Katar verbündete Türkei bot sich als Vermittler an.

Die britische Premierministerin Theresa May, innenpolitisch wegen der nahenden Wahl unter Druck, forderte "deutliche Gespräche" über die Finanzierung terroristischer Gruppen. Ihr Innenministerium hält aber einen Bericht zurück, der angeblich auch Riad kritisiert. Deutsche Sicherheitsbehörden verdächtigen Organisationen aus Saudi-Arabien und Katar, deutsche Salafisten zu unterstützen. Die Bundesregierung äußerte sich zunächst nicht offiziell, intern ist man aber besorgt angesichts des äußerst ruppigen Vorgehens Saudi-Arabiens und der Emirate. DFB-Präsident Reinhard Grindel brachte eine Verlegung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 ins Spiel, sollten sich die Vorwürfe gegen Katar bestätigen.

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