Kriminalität:Früherer Auschwitz-Wachmann Hanning ist tot

Der frühere Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning

Reinhold Hanning wurde der Beihilfe zum Massenmord für schuldig gesprochen. Das Urteil gegen den jetzt Verstorbenen wurde aber nie rechtskräftig.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)
  • Reinhold Hanning, der im Konzentrationslager Auschwitz als Wachmann im Einsatz war, ist tot.
  • Er starb im Alter von 95 Jahren.
  • Das Urteil gegen ihn wegen Beihilfe zum Massenmord wurde nie rechtskräftig.

Der frühere Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Das sagte sein Anwalt und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Das Landgericht Detmold hatte den ehemaligen SS-Mann im Juni vergangenen Jahres zu fünf Jahren Haft verurteilt und ihn der Beihilfe zum Massenmord im Konzentrationslager Auschwitz schuldig gesprochen.

Das Urteil wurde aber nie rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof hätte noch über Revisionsanträge der Verteidiger und der Nebenkläger entscheiden müssen.

Hanning hatte in dem Prozess lange geschwiegen, letztendlich redete er aber doch. "Ich schäme mich dafür, dass ich das Unrecht sehend geschehen lassen und dem nichts entgegengesetzt habe", sagte der damals 94-Jährige in einer persönlichen Erklärung. "Es tut mir aufrichtig leid." Er bereue zutiefst, einer verbrecherischen Organisation angehört zu haben, die für den Tod vieler Unschuldiger und für die Zerstörung unzähliger Familien verantwortlich sei.

Der frühere SS-Mann war wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 170 000 Fällen angeklagt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, in seiner Rolle als Wachmann im KZ Auschwitz Teil der Vernichtungsmaschinerie gewesen zu sein. Die Entschuldigung las der im Rollstuhl sitzende Mann von einem Blatt Papier ab. In einem persönlichen Bericht hatte er zudem eingeräumt, von dem Massenmord in Ausschwitz gewusst zu haben. Als junger Mann sei er unpolitisch gewesen, seine Stiefmutter habe ihn jedoch dazu gedrängt, sich zur SS zu melden.

KZ-Überlebende, die den Prozess als Nebenkläger verfolgten, zeigten sich von den Worten Hannings enttäuscht. "Das ist mir nicht genug. Er hat so vieles schöngeredet", sagte der damals 95-Jähige Leon Schwarzbaum.

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