Kriminalität:BKA-Chef warnt vor neuer Qualität der Gewalt gegen Flüchtlinge

Jahresbericht 2015 zur Rauschgiftkriminalität

BKA-CHef Holger Münch: "Qualität der Gewalt steigt."

(Foto: dpa)
  • BKA-Präsident Münch zeigt sich besorgt über die zunehmende Gewalt gegen Flüchtlinge. Kritisch sieht er auch die verbale Gewalt im Internet.
  • Zudem warnt er davor, dass Salafisten die Notlage muslimischer Flüchtlinge ausnutzen könnten.

Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, warnt vor steigender Gewalt gegen Flüchtlinge. "Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Qualität der Gewalt steigt", sagte Münch den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In diesem Jahr habe es bereits 45 Brandstiftungen bei Asylunterkünften gegeben.

Aktuell gebe es jedoch keine Erkenntnisse auf überregionale rechtsextremistische Strukturen, die gezielt Anschläge auf Flüchtlinge organisierten. Die Gewalttäter agierten eher lokal. Die Täter seien überwiegend männlich, fast 80 Prozent kämen aus dem Ort, an dem auch die Straftat verübt wurde, sagte Münch weiter. Ein Risiko der Bildung krimineller oder gar terroristischer Strukturen könne jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Besorgt äußerte sich der BKA-Chef zudem über die steigende verbale Gewalt durch Hasskriminalität im Internet. Die Zahl der registrierten Delikte liege bei etwa 3 000 Fällen. Sie habe sich innerhalb eines Jahres verdreifacht. "Wir gehen davon aus, dass verbale Gewalt eine Vorstufe für Übergriffe auf Flüchtlinge sein kann - die Sprache kommt häufig vor der Tat", sagte Münch.

Münch für mehr Engagement der Imame

Er warnte zudem davor, dass radikale Salafisten die Notlage von Asylsuchenden in Deutschland ausnutzten. Junge männliche, muslimische Flüchtlinge suchten Anschluss in Deutschland und wollten zugleich ihre Religion ausüben, wenn sie dabei in einer Moschee an salafistische Islamprediger gerieten, bestehe die Gefahr einer Radikalisierung. "Radikale Aktivitäten in Moscheen bereiten uns durchaus Sorge", sagte Münch.

Im Kampf gegen Islamisten forderte der BKA-Präsident mehr Einsatz von den Imamen in Deutschland. "Wir spüren keine Vorbehalte gegen die Polizeiarbeit. Einige Gemeinden tun sich allerdings schwer damit, anzuerkennen, dass ihr Glaube von Radikalen missbraucht wird", er. Muslime dürften dies jedoch nicht ignorieren. "Hier brauchen wir mehr Engagement - auch auf Seiten der Imame", so Münch.

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