Am 16. März sollen die Bewohner der Krim in einem Referendum über ihre Loslösung von der Ukraine entscheiden. Der Westen versucht, Russland mit diplomatischem Druck zur Räson zu bringen.
Flugzeugbeschuss über der Krim: Die ukrainische Regierung wirft Russland vor, ein Aufklärungsflugzeug über der umstrittenen Halbinsel Krim beschossen zu haben. Das Feuer sei von einem Panzerwagen aus eröffnet worden, heißt es in einer Erklärung. Der Vorfall habe sich in der Nähe der Meeresenge ereignet, die das ukrainische Festland von der Halbinsel trennt. Es sei der zweite derartige Beschuss innerhalb von fünf Tagen gewesen. Ob es Schäden an der Maschine gab, erklärt die Regierung nicht.
Gasmilliardär in Untersuchungshaft: Der ukrainische Oligarch Dmitrij Firtasch wird verhaftet. Das FBI ermittelt seit 2006 gegen den 48-jährigen Unternehmer wegen Bestechung und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Als ein US-Gericht Haftbefehl erlässt, nehmen Beamte des österreichischen Bundeskriminalamtes Firtasch fest. Von US-Seite heißt es, die Festnahme habe nichts mit der aktuellen Entwicklung in der Ukraine zu tun. Dem FBI dürfte aber durchaus bekannt sein, dass Firtasch als Vermittler der Gasgeschäfte zwischen Russland und der Ukraine gilt und den mittlerweile abgesetzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch unterstützt ( eine ausführliche Analyse zur Vermittler-Rolle des Dmitrij Firtasch). Viele seiner eigenen Energiefirmen befinden sich in Wien, weswegen sich Firtasch in der österreichischen Hauptstadt aufhielt.
Beitrittsverhandlungen gestoppt: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) setzt ihre Beitrittsverhandlungen mit Russland vorerst auf. Der OECD-Rat sei damit einem Antrag der 34 Mitgliedstaaten gefolgt, heißt es in einer knappen Erklärung. Gleichzeitig solle die Zusammenarbeit mit der Ukraine verstärkt werden. Russland kooperiert seit 1992 mit der OECD und beantragte vier Jahre später eine Aufnahme in die Organisation. Seit 2007 liefen die Beitrittsverhandlungen.
Ukraine rüstet auf: Das ukrainische Parlament beschließt den Aufbau einer Nationalgarde. Die Abgeordneten votieren einstimmig für die Bildung einer bis zu 60.000 Mann starken Truppe. Sie soll hauptsächlich aus Freiwilligen der sogenannten Maidan-Selbstverteidigungsgruppen zusammengesetzt sein. Aufgabe der Truppe soll die Sicherung der Grenzen, der Kampf gegen den Terrorismus und die Wahrung der inneren Sicherheit sein.
Chronologie der Krim-Krise:Umstrittene Halbinsel
Russland interveniert auf der Krim und übernimmt die Kontrolle auf der ukrainischen Halbinsel. Die Regierung in Kiew und der Westen schauen konsterniert zu und beschließen Sanktionen. Nun weitet sich der Konflikt auf das Festland aus. Die Ereignisse der vergangenen Wochen im Überblick.
Aussprache im Bundestag: Das Referendum zur Krim bezeichnet Bundeskanzlerin erneut als illegitim und droht mit "Sanktionen der Stufe drei" gegen Russland. Gleichzeitig kündigt Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung an, dass die EU sich weiterhin um eine enge Zusammenarbeit mit der Regierung in Kiew bemühen werde: Assoziierungsabkommen, Visaerleichterungen, Hilfe bei der Energieversorgung. Nach der Regierungserklärung kommen die anderen Parteien zu Wort - zwischen Grünen und Linken kommt es erneut zum Streit über den richtigen Umgang mit der Ukraine ( wie das Thema die Opposition im Bundestag spaltet). In der Übergangsregierung säßen Faschisten, sagt Gregor Gysi, Fraktionsvorsitzender der Linken. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt mahnt, Gysi dürfe nicht so tun, als hätten rechte Kräfte die Oberhand in der ukrainischen Regierung. Swoboda und der Rechte Sektor hätten zweifellos nichts mit europäischen Werten und demokratischen Vorstellungen zu tun. Davon müsse man sich klar distanzieren. Sie betont aber: "Die Demokratie und die Freiheit wird ganz sicher auch damit fertig werden in der Ukraine."
Obama sichert Kiew erneut Unterstützung zu: "Wir werden an der Seite der Ukraine stehen", sagt US-Präsident Barack Obama nach einem Treffen mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Arseni Jazenjuk in Washington. Die Pläne für ein Referendum lehnt er nachdrücklich ab. Obama bekräftigt, dass Russland "Kosten auferlegt" würden, sollte es in der Ukraine weiterhin internationales Recht brechen. Die Vereinigten Staaten stehen kurz davor, härtere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen ( der Entwurf im Überblick). Jazenjuk erklärt, er sei bereit zu Krisengesprächen, fügt aber hinzu, dass sich sein Land "niemals ergeben" werde.
Linktipps:
- Ukraine plant keinen Militäreinsatz auf der Krim - Merkel droht mit härteren Sanktionen gegen Russland: die Ereignisse vom Vortag im Newsblog.
- 5 Mythen zur Invasion auf der Krim - aufgestellt von Russland, enttarnt von der "Moscow Times".
- Wie Russland Informationen über die Krise in der Ukraine manipuliert, hat SZ-Korrespondent Florian Hassel aufgeschrieben.
- Russland versucht, die Angst vor dem rechten Rand zu schüren. Wie gefährlich sind die Nationalisten wirklich? Antworten liefert Frank Nienhuysen.
- Anstatt ihn zu verteufeln, sollte der Westen versuchen ihn zu verstehen, kommentiert der ehemalige Entwicklungshilfeminister Erhard Eppler in einem Gastbeitrag.
- Die Krim-Krise treibt die Ukraine an den Rand der Spaltung, von allen Seiten zerren Interessenparteien an dem Land: Wer welche Ziele verfolgt - ein Überblick.
- Welche Konsequenzen hätte eine Annektion der Krim? Die Korrespondenten Julian Hans und Tim Neshitov erläutern verschiedene Szenarien.
- SZ-Chefredakteur Kurt Kister schreibt, welche Rechte sich Wladimir Putin herausnimmt - und was das mit seiner Sozialisierung im KGB des 20. Jahrhunderts zu tun hat.
- Ronen Steinke erklärt, warum sich Wladimir Putin völkerrechtlich derzeit auf dünnem Eis bewegt.
- Warum sowohl die Ukraine als auch Russland Anspruch auf die Krim erheben, erklärt Markus C. Schulte von Drach.
- Tim Neshitov schreibt über die ethnischen Gruppen auf der Krim.