Kriegsgräberfürsorge:Meckel fühlt sich gemobbt

Seit Monaten tobt in dem Traditionsverein der Streit: Es geht um die Macht, das Geld und die inhaltliche Ausrichtung. Nun kommt der Präsident seiner Abwahl zuvor und geht von sich aus - und wirft in einer Erklärung seinen Gegnern gnadenloses Mobbing vor.

Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel, hat am Donnerstag seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Der 64-Jährige zog damit die Konsequenz aus einem monatelangen Führungs- und Richtungsstreit innerhalb des Verbandes. Meckel kam damit seiner für Freitag erwarteten Abwahl durch eine Delegiertenversammlung in Göttingen zuvor. Der letzte Außenminister der DDR und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Meckel führte den Verband seit Oktober 2013. Er war Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden und Berliner CDU-Politikers Reinhard Führer.

Im Frühsommer war der Streit zwischen Meckel und der seit Oktober 2015 im Amt befindlichen Generalsekretärin Daniela Schily sowie einigen Landesvorsitzenden im Verband eskaliert. Es ging um Kompetenzstreitigkeiten, die Verwendung von Geld und die inhaltliche Ausrichtung des Volksbundes. Nach dem Rücktritt Meckels wird voraussichtlich erst einmal sein Stellvertreter, der ehemalige Bundeswehrgeneral Wolfgang Schneiderhan, den Vorsitz in dem Traditionsverein übernehmen.

Meckel erklärte am Donnerstag, sein Reformkurs werde im Verband "seit Monaten massiv blockiert", in den Gremien finde er keinen Rückhalt mehr. Vor der für Freitag angesetzten außerordentlichen Bundesvertretersammlung in Göttingen seien die Delegierten "bereits vorab gezielt dahingehend beeinflusst, ein Abwahlverfahren gegen mich zu unterstützen", ohne "über die derzeitigen internen Abläufe" hinreichend informiert worden zu sein, kritisierte Meckel in einer persönlichen Erklärung. "Auf diese Weise sind inzwischen mehr als die Hälfte der Delegierten gegen mich eingestimmt worden." Meckel nannte das Vorgehen der Bundesgeschäftsstelle in Kassel undemokratisch und willkürlich. Schon vor dem Bundesvertretertag sei öffentlich zu einer Pressekonferenz ohne ihn eingeladen worden, "um im direkten Anschluss an das noch ausstehende Verfahren meine Abwahl zu kommentieren".

Der 1919 gegründete Volksbund betreut aktuell 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten. Jährlich werden knapp 30 000 weitere Tote geborgen. Im vergangenen Jahr verzeichnete er Einnahmen von 50,4 Millionen Euro. Fast drei Viertel davon stammen aus Spenden, Nachlässen und Sammlungen, der Rest von der Bundesregierung sowie den Bundesländern.

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