Krieg in Syrien:600 000 Zivilisten in Syrien sind von Hilfe abgeschnitten

  • Die UN-Untersuchungskommission für Syrien legt einen aktuellen Bericht zur Lage der Zivilisten dort vor.
  • Demnach sind mehr als 600 000 Menschen von Hilfe abgeschnitten.
  • Das unabhängige Gremium beobachtet einen Anstieg der Gewalt gegen Zivilisten.

In Syrien sind UN-Angaben zufolge mehr als 600 000 Zivilisten in belagerten Orten von humanitärer Hilfe weitgehend abgeschnitten. Ihre Notlage werde durch willkürliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung sowie auf medizinisches Personal und Krankenhäuser sowie die Blockierung von Hilfstransporten verschärft, erklärt die vom UN-Menschenrechtsrat berufene Untersuchungskommission für Syrien.

Besonders in der umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo, die von den Regierungstruppen bombardierte werde, habe die Gewalt gegen Zivilisten "ein bislang beispielloses Niveau" erreicht, heißt es in einem neuen Lagebericht des unabhängigen Gremiums. Die Belagerung und Aushungerung ganzer Orte werde überall im Land als Kriegstaktik angewandt - mit verheerenden Folgen.

Die Menschen in umkämpften Stadtteilen hätten keinerlei Chance zu fliehen, sie würden nahezu täglich bombardiert, heißt es weiter. Seit Anfang des Jahres seien in der Provinz Aleppo mehr als 20 medizinische Einrichtungen zerstört worden.

Anstieg der Gewalt statt Waffenruhe

"Es gibt keine Anzeichen für ein Nachlassen der erbarmungslosen Angriffe auf Zivilisten und der Belagerungen, so dass die Menschen so gut wie keine Hoffnung auf Frieden mehr haben", beklagt der Leiter der Kommission, Paulo Pinheiro. Die Ende Februar vereinbarte Waffenruhe sei längst einem "tragischen Anstieg der Gewalt" gewichen.

Die Kommission weist darauf hin, dass sich alle Konfliktparteien Kriegsverbrechen an der Bevölkerung schuldig machten. "Angriffe von beiden Seiten haben unzählige Zivilisten getötet und verstümmelt, unter ihnen viele Kinder." Besonders folgenschwer seien die Luft- und Artillerieangriffe des Regimes. Derweil verübe die Terrorgruppe "Islamischer Staat" immer wieder Selbstmordanschläge in den von der Regierung gehaltenen Gebieten und töte dabei gezielt Hunderte Zivilisten.

Hoffnung auf ein Ende des Leidens könne nur die Wiederaufnahme der Genfer Gespräche zwischen der Regierung und den Rebellen über eine friedliche Lösung bieten, hält die Kommission fest. Dafür sei allerdings von allen Beteiligten mehr politischer Wille erforderlich, auch seitens der internationalen Gemeinschaft.

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