Krieg in Syrien:Regierung und Rebellen einigen sich auf Ende der Gewalt in Daraa

Konflikt in Syrien

Dieses von Nabaa Media, einem Nachrichtensender der syrischen Opposition, zur Verfügung gestellte Bild zeigt Menschen, die zu Fuß oder mit ihren Fahrzeugen aus der Stadt Daraa an der Grenze zu Jordanien flüchten.

(Foto: dpa)
  • Syrische Regierungstruppen haben Berichten zufolge mit Rebellen einen Gewaltverzicht in der Region Daraa vereinbart.
  • Außerdem haben die Truppen offenbar einen wichtigen Grenzübergang nach Jordanien unter ihre Kontrolle gebracht.
  • Bei den Kämpfen um die Rebellenhochburg Duma ist internationalen Chemiewaffenexperten zufolge im April Giftgas eingesetzt worden.

Syriens Regierungstruppen und Rebellen haben vereinbart, die heftigen Kämpfe in der Region Daraa zu beenden. Das Abkommen, das mit russischen Militärs ausgehandelt wurde, sehe ein Ende der Kämpfe vor und verpflichte die Aufständischen zur Abgabe ihrer Waffen, meldete die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Kämpfer und ihre Familien sollten sicheres Geleit in die Rebellenhochburg Idlib im Norden Syriens erhalten.

Am Donnerstag hatte die russische Armee mit massiven Luftangriffen den Druck auf die Rebellen verstärkt. Der Rebellensprecher sagte nach der Einigung am Freitag, russische Militärpolizei werde entlang der Grenze stationiert. Die Rebellen würden einen Teil ihrer schweren Waffen abgeben, die Regierungstruppen aus einigen Dörfern abziehen.

Außerdem haben Regierungstruppen am Freitagnachmittag einen wichtigen Grenzübergang nach Jordanien erobert, berichtet Sana. Die Rebellen hatten den Grenzübergang Nassib 2015 unter ihre Kontrolle gebracht und damit eine wichtige Handelsroute zwischen Syrien, Jordanien, dem Libanon und den ölreichen Golfstaaten unterbrochen und syrische Exporte behindert.

Die Regierung hatte in der Region am 19. Juni eine Großoffensive begonnen. Schätzungen zufolge wurden 330 000 Menschen durch die mit großer Härte geführte Offensive zu Flüchtlingen. 159 Zivilisten wurden nach Angaben Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien getötet. Die Beobachtungsstelle teilte mit, die Regierungstruppen hätten 70 Prozent der Provinz erobert, in der 2011 der Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad begann.

Unterdessen haben Ermittler der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) im syrischen Duma Spuren von Chlorgas entdeckt. Das geht aus einem Zwischenbericht der Experten hervor, wie die OPCW am Freitag in Den Haag mitteilte. Spuren von Nervengas hätten die Experten aber nicht gefunden, teilte die OPCW mit. Wann der endgültige Bericht vorgelegt wird, ist noch nicht bekannt. Chlorgas gilt als Kampfstoff, der die Lunge schädigt.

Bei einem Angriff im April in Duma waren rund 40 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Der mutmaßliche Einsatz von Chemiewaffen hatte eine militärische Vergeltungsaktion der USA gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien nach sich gezogen. Sie machen Syriens Machthaber Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich. Die syrische Führung und ihr Verbündeter Russland bestreiten, dass Chemiewaffen in Duma eingesetzt wurden.

Der Krieg in Syrien hatte im März 2011 mit Protesten gegen die autoritäre Regierung von Machthaber Baschar al-Assad begonnen. Inzwischen spielen sich in dem Land über den Bürgerkrieg hinaus mehrere Konflikte ab, in denen internationale Mächte mitmischen. Moskau kontrolliert mit einem modernen Luftabwehrsystem den syrischen Luftraum. Damit und mit Luftangriffen spielt Russland eine zentrale Rolle in dem Konflikt.

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