Krieg in Lybien:Rebellen bei Nato-Angriff getötet

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Tödlicher Fehler: Bei einem Nato-Angriff sollen in Misrata mehr als zehn Rebellen getötet worden sein. US-Medien berichten, dass der Krieg bislang bis zu 30.000 Menschen das Leben gekostet hat.

In den Wirren des Libyen-Krieges ist es offenbar zu einem tödlichen Fehler gekommen. Am Mittwoch wurden in der umkämpften Stadt Misrata nach Angaben von US-Medien mehrere Rebellen bei einem Nato-Angriff getötet. Wie die New York Times online unter Berufung auf einen Rebellenkommandeur schrieb, wurden zwölf Aufständische getötet und fünf Kämpfer verletzt. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete von elf toten Rebellen. Zwei seien verletzt worden. Nato-Sprecher Eric Povel sagte laut CNN allerdings, er wisse nichts davon.

In Misrata toben weiter heftige Gefechte zwischen Rebellen und den Truppen Gaddafis. (Foto: dpa)

Nach Angaben der US-Botschaft könnte die Zahl der Todesopfer beim andauernden Libyen-Konflikt in dem Land bei bis zu 30.000 liegen. Die Schätzungen reichten von 10.000 bis 30.000 Toten, sagte der Diplomat Gene Cretz am Mittwoch in Washington.

Es werde schwierig sein, vor Ende der Kämpfe einen konkreteren Überblick zu erhalten. "Wir erhalten - sogar von Kontaktleuten in Tripolis und im Westen - Berichte über Leichen an Stränden", sagte Cretz. "Wir haben einfach keinen Eindruck vom Ausmaß, bis die Sache vorbei ist."

Nach Angaben des Botschafters gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Truppen Gaddafis an einen selbst erklärten Waffenstillstand hielten. "Gaddafi und seine Henker haben keine Absicht, die Gewalt und das Blutvergießen einzustellen."

Die EU fürchtet eine dramatische Zuspitzung der humanitären Lage in Misrata. "Die Überlebensader, die Hilfsorganisationen über den Hafen gelegt haben, droht wegen der anhaltenden schweren Kämpfe gekappt zu werden", erklärte EU-Krisenreaktionskommissarin Kristalina Georgieva.

Wegen der Bombardierung des Hafens sei die Evakuierung von Verletzten kaum noch möglich, die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten sei unterbrochen. "Wir bekommen Berichte, wonach die Krankenhäuser die wachsenden Zahl an Verwundeten nicht mehr bewältigen können."

Rebellen schlagen Gaddafi-Truppen bei Stadt Sintan zurück

Die Kommissarin rief alle Parteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und Hilfsaktionen zu ermöglichen. Angriffe auf den Hafen müssten sofort gestoppt werden. Die EU hat für die Versorgung der libyschen Bevölkerung 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zudem hat die Gemeinschaft einen militärischen Einsatz angeboten, um humanitäre Hilfe abzusichern. Die Vereinten Nationen haben das Angebot bislang aber nicht angenommen.

Den libyschen Rebellen gelang es unterdessen, die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi vor der Stadt Sintan zurückgeschlagen. Reporter der Nachrichtenagentur AFP in der Stadt beobachteten Aufständische am Mittwochabend bei Freudenfeiern.

Nato-Kampfflugzeuge überflogen die Stadt südwestlich von Tripolis, die noch am Nachmittag von den Gaddafi-Truppen mit Raketen beschossen worden war. Später rückten die Rebellen gegen die Stellungen der Regierungstruppen vor, die sich daraufhin in ein benachbartes Dorf zurückzogen. Mehrere Familien flohen aus der Stadt in Richtung tunesischer Grenze. Die Bergregion von Sintan war eine der ersten, in der sich im März der Widerstand gegen Gaddafi erhob.

© dpa/AFP/dapd/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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