Krieg in Libyen:USA liefern Gaddafi-Gegnern "nicht tödliche" Ausrüstung

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Die USA möchten die libyschen Aufständischen mit Ausrüstung unterstützen - um was für Material es sich handelt, war zunächst unklar. Ein früherer deutscher Nato-General legt dem Westen derweil nahe, mit Machthaber Gaddafi zu verhandeln.

Washington verstärkt seine Hilfe für die libyschen Aufständischen. Die USA wollen die libyschen Regierungsgegner mit "nicht tödlicher" Ausrüstung im Wert von 25 Millionen Dollar unterstützen, wurde nun aus Regierungskreisen bekannt. Die Nachricht klingt bislang kryptisch, denn bislang ist unklar, um was für Materialien es sich handelt.

Später hieß es aus Regierungskreisen, man werde Medizin, Uniformen, Armeestiefel, Zelte, Schutzkleidung, Funkgeräte und den islamischen Traditionen entsprechendes Halal-Essen liefern. Der Großteil der Lieferungen stammt aus den Bestandslagern des Pentagons.

Pläne, den Rebellen Fahrzeuge und mobile Treibstofftanks zu überlassen, wurden vorerst zurückgezogen, weil diese auch für offensive Zwecke einsetzbar wären, hieß es. Großbritannien, Frankreich und Italien hatten zuvor bereits die Entsendung von Militärberatern nach Libyen angekündigt.

Zuvor seien wochenlang die Kapazitäten und Absichten der vom Übergangsrat in Bengasi geführten Opposition ausgewertet worden. Demnach informierte die Regierung den US-Kongress darüber, dass Präsident Barack Obama vorhabe, der Opposition überzähliges Material zu überlassen, das zum Schutz der Zivilbevölkerung eingesetzt werden soll. Der Kongress wurde bereits in der vergangenen Woche über diesen Schritt informiert.

Einzelheiten des Vorhabens stellte am Dienstag der US-Botschafter in Libyen, Gene Cretz, in Washington vor. Außenministerin Hillary Clinton unterstützte die Entscheidung des Präsidenten. Allerdings sei dies kein Blankoscheck, sagte sie.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte, Obama sei über die Entscheidung der amerikanischen Alliierten informiert. Er hoffe und glaube, dass sie der Opposition helfen werden. Das ändere allerdings nichts an der Politik des Präsidenten, wonach keine amerikanischen Soldaten auf libyschem Boden eingesetzt werden sollen, so Carney.

In der Diskussion um die weitere Strategie des Militäreinsatzes in Libyen hat der ehemalige Nato-General und Oberbefehlshaber der Kfor-Truppen auf dem Balkan, General a. D. Klaus Reinhardt, für Waffenstillstandsverhandlungen plädiert. Man müsse endlich davon absehen zu fragen, welche militärischen Mittel man noch einsetzen wolle, um den Krieg in Libyen zu beenden, sagte Reinhardt im Deutschlandradio Kultur.

Auch nach vier Wochen Krieg denke Gaddafi nicht ans Einlenken. Nun sei es dringend erforderlich, alles daran zu setzen, zu einem Waffenstillstand zu kommen. Nur das helfe der Bevölkerung, sagte Reinhardt. "Man darf nicht nur auf die Rebellen hören, sondern man muss nun dazu übergehen, dass endlich dieser Krieg dort beendet wird."

Berichte über weitere Kriegsopfer in Misrata und Tripolis

Reinhardt kritisierte, dass "die westlichen Staatsmänner alle gesagt haben, wir wollen Gaddafi weghaben". Gaddafi werde aber dringend gebraucht, um Friedensverhandlungen einzuleiten. Der ehemalige Oberbefehlshaber der Nato-Truppen im Kosovo zog Parallelen zum Balkan-Krieg, wo es nach den Luftangriffen auf Serbien zu Waffenstillstandsverhandlungen gekommen war. "Da war Milosevic dabei, der der große Verbrecher war." Auch bei den Friedensverhandlungen in Paris sei Milosevic beteiligt gewesen. "Da hat man sich nicht gescheut, mit der Gegenseite zu verhandeln", erklärte Reinhardt. "Man braucht die Gegenseite", sagte er.

Aus Libyen kommen derweil neue Berichte über Kriegsopfer. In der von Gaddafis Truppen belagerten Stadt Misrata starben zwei preisgekrönte Kriegsfotografen udn Dokumentarfilmer. Auch in Tripolis soll es Tote gegeben haben: Die Nato griff hat dem libyschen Staatsfernsehen zufolge Ziele in der Hauptstadt an. Bei den Luftschlägen auf den Stadtteil Challat al Fardschan seien sieben Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden, hieß es. Von unabhängiger Seite konnte der Bericht zunächst nicht bestätigt werden.

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