Krieg in Libyen:Schwere Explosionen in Tripolis

Ungeachtet einer neuen Offensive der Rebellen auf die Ölstadt Bengasi und der anhaltenden Nato-Luftangriffe hat Libyens Machthaber Gaddafi Forderungen nach seinem Rückzug erneut eine Absage erteilt.

In der libyschen Hauptstadt Tripolis sind in der Nacht zum Sonntag schwere Explosionen zu hören gewesen. Der britische Fernsehsender BBC und der arabische Nachrichtensender al-Dschasira berichteten unter Berufung auf das libysche Staatsfernsehen, dass ein Vorort der Hauptstadt getroffen worden sei. Die Attacke habe mindestens eine Stunde gedauert, hieß es bei BBC.

TOPSHOTS

Libyens Staatschef Gaddafi hat noch immer Rückhalt in der Bevölkerung.

(Foto: AFP)

Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hatte am Samstagabend eine neue Schimpfkanonade gegen die Aufständischen und die europäischen Staaten abgelassen. Gaddafi, der sich offensichtlich über die große internationale Unterstützung für den Übergangsrat der Rebellen in Bengasi ärgerte, beschimpfte die Aufständischen als "Verräter und Agenten des französischen Geheimdienstes". In einer Rede, die nach Angaben des libyschen Fernsehens per Telefon in die Stadt Al-Sawija übertragen wurde, wo sich einige Tausend seiner Anhänger zu einer Pro-Gaddafi-Kundgebung versammelt hatten, drohte er: "Verschwindet aus Bengasi, die Massen werden zu euch kommen, auch ohne einen Befehl von mir...wir werden die Stadt Misrata befreien, Haus für Haus."

Die libyschen Rebellen sind unterdessen nach Fernsehberichten in die strategisch wichtige östliche Hafenstadt Brega eingedrungen. Die Regierungstruppen hätten sich nach heftigen Kämpfen in die 50 Kilometer westlich gelegene Stadt Bishr zurückgezogen, meldete der Sender al-Arabija am Samstag. In Brega liegt ein wichtiger Ölhafen.

Der neue militärische Erfolg der Rebellen kam, nachdem rund 40 Staaten ihren Übergangsrat als einzige legitime Vertretung des libyschen Volkes anerkannt hatten.

Gaddafi wies die internationale Anerkennung zurück. "Zerstampft diese dumme Anerkennung unter Euren Füßen", rief er seinen Anhängern in einer Audiobotschaft zu. Gaddafi bezeichnete in seiner Rede die Rebellen als "Ratten", die "das Volk in Bengasi, in Misrata und in den Bergen des Westens in Geiselhaft genommen" hätten und als "menschlichen Schutzschild" missbrauchten. Die Stadt Bengasi im Osten Libyens ist die Hauptstadt der Rebellen, das 200 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Misrata ist ebenfalls in Rebellen-Hand.

Der libysche Machthaber versprach, dass "fünf Millionen bewaffnete Libyer" aufmarschieren und die "besetzten Städte befreien" würden, "sobald der Einsatzbefehl gegeben wird".

Bei ihrem Vormarsch auf die Ölstadt Brega wurden die Rebellen am Samstag durch die Entdeckung von mit brennbaren Chemikalien gefüllten Abwehrgräben gebremst. Die Gaddafi-Truppen wollten diese anzünden, wenn die Rebellen in die Stadt vordrängen, sagte Mustafa el Sagesli, ein militärischer Anführer der Rebellen. Der Vormarsch wurde auch durch zahlreiche Landminen behindert, die Rebellen entdeckten nach eigenen Angaben hunderte davon.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: