Krieg in Libyen:Rebellen erheben Anspruch auf Botschaft in Washington

Die libyschen Rebellen starten nahe der tunesischen Grenze eine neue Offensive gegen die Truppen von Machthaber Gaddafi. Aber auch an der diplomatischen Front geht der Krieg weiter: Die Rebellen wollen sich jetzt in den USA als einzige legitime Vertretung Libyens anerkennen lassen.

Libysche Rebellen haben eine neue Offensive gegen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi gestartet. Die strategisch wichtige Stadt Ghezaia nahe der tunesischen Grenze sei mit Panzern und Raketen angegriffen worden, sagte der Rebellensprecher Mohammed Majlud der Nachrichtenagentur Reuters. Auch vier weitere Ortschaften in den Höhenzügen im Westen des Landes seien Ziel der Angriffe.

In Libyen liefern sich seit Monaten Rebellen und Truppen Gaddafis erbitterte Kämpfe. Den unzureichend bewaffneten und schlecht organisierten Aufständischen ist trotz Luftunterstützung durch die Nato der entscheidende Durchbruch bislang nicht gelungen.

Die USA prüfen unterdessen einen Antrag der libyschen Rebellen auf die Übernahme der diplomatischen Vertretung des Landes in Washington. Der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Mark Toner, sagte, die Rebellen hätten einen entsprechend offiziellen Antrag gestellt.

Der britische Außenminister William Hague hatte zuvor erklärt, von nun an werde der von den Rebellen gebildete Nationale Übergangsrat (NTC) als einzige legitime Vertretung Libyens formal anerkannt. Die noch verbleibenden Diplomaten von Machthaber Gaddafi seien aus Großbritannien ausgewiesen worden.

Der stellvertretende libysche Außenminister Chalid Kaim verurteilte den Schritt Großbritanniens, den Nationalen Übergangsrat der Aufständischen in Bengasi als alleinige Regierung des Landes anzuerkennen. Die Entscheidung sei "unverantwortlich und illegal" sagte er der BBC. Sie verletze sowohl britisches als auch internationales Recht. "Wenn das alle Länder machen würden, hätten wir ein komplettes diplomatisches Chaos", sagte Kaim. Er kündigte an, Libyen werde rechtliche Schritte dagegen einleiten.

Zuvor war nach Frankreich auch Großbritannien von der Forderung abgerückt, dass die Überstellung Gaddafis an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, zumindest aber seine Flucht ins Exil Bedingung für ein Ende der Nato-Luftangriffe und des Libyen-Konflikts sind. Der libysche Machthaber kann damit möglicherweise in Libyen bleiben.

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