Krieg in Libyen:Rebellen stehen vor Stürmung von Gaddafi-Hochburg

Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine friedliche Übergabe der libyschen Wüstenstadt Bani Walid bleibt der Gaddafi-Bastion nur noch wenig Zeit: Bis zum Wochenende will die neue libysche Führung die Stadt stürmen lassen.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine friedliche Übergabe der libyschen Wüstenstadt Bani Walid stehen die Rebellen vor der Stürmung der Gaddafi-Bastion. Der Übergangsrat in Libyen will aber offenbar noch bis zum Samstag abwarten und hält sich damit an die Frist, die den letzten Getreuen des Diktators gesetzt worden war.

Krieg in Libyen: Ein schwer bewaffneter Soldat der Aufständischen in Libyen wartet auf seinen Einsatz.

Ein schwer bewaffneter Soldat der Aufständischen in Libyen wartet auf seinen Einsatz.

(Foto: AFP)

Für alle noch verbliebenen Enklaven des ehemaligen Diktators Muammar al-Gaddafi gelte weiterhin die bis zum 10. September gesetzte Frist für eine Übergabe, sagte der Chef Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, der BBC am Montag in Bengasi.

Die Aufständischen hatten am Montag vor Bani Walid hunderte Kämpfer zusammengezogen. Zuvor waren offizielle Verhandlungen zwischen den Rebellen sowie Stammesältesten und Anhängern Gaddafis ohne Ergebnis abgebrochen worden. Daraufhin hatten Kommandeure der Rebellen dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira gesagt, dass der Countdown für die Erstürmung der Stadt begonnen habe.

Bis zum Montagmittag herrschte in dem Aufmarschgebiet bei Tarhuna nur gespannte Ruhe. Der Übergangsrat hatte Mitte vergangener Woche den letzten Gaddafi-Hochburgen eine Frist bis zum kommenden Samstag gesetzt, um sich der neuen Macht im Lande zu ergeben. Neben Bani Walid betrifft das auch die Küstenstadt Sirte, den Geburtsort Gaddafis, die südliche Wüstenstadt Sebha sowie mehrere Städte zwischen Sirte und Sebha.

Nato-Generalsekretär erwartet baldiges Ende des Einsatzes

In Bani Walid sollen die Gaddafi-Söhne Seif al-Islam und Mutassim eine friedliche Lösung verhindert haben, ehe sie vor ein paar Tagen abgezogen seien, berichtete die BBC unter Berufung auf den Übergangsrat in Bengasi. Nach unbestätigten Meldungen soll sich noch der ehemalige Gaddafi-Sprecher Ibrahim Mussa in der Wüstenstadt aufhalten und eine Kapitulation blockieren. Ein BBC-Reporter schätzte die Zahl der gut bewaffneten Gaddafi-Getreuen, die sich nicht ergeben wollen, auf bis zu 200.

Die Stadt liegt rund 150 Kilometer südöstlich von Tripolis. In Bani Walid leben viele Angehörige des mächtigen Stammes Warfala, der Gaddafi die Treue hält und mit einer Million Mitgliedern ein Sechstel der libyschen Bevölkerung ausmacht.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erwartet unterdessen bald das Ende des Militäreinsatzes der Allianz in Libyen. Er könne keinen genauen Zeitpunkt nennen, denke aber, "er wird bald kommen", sagte Rasmusssen am Montag in Brüssel. "Unsere Operation zum Schutz von Zivilisten ist einem Erfolg deutlich näher gekommen." Als Ziel des Einsatzes nannte Rasmussen den Zeitpunkt, an dem die neue Führung in Libyen einen "wirksamen Schutz" der Zivilbevölkerung gewährleisten könne.

Die Nato ist seit Ende März in Libyen im Einsatz. Auf Grundlage eines UN-Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung flog die Militärallianz seitdem tausende Lufteinsätze; de facto unterstützte die Nato damit die Rebellen im Kampf gegen den ehemaligen Machthaber Muammar el Gaddafi. Der Einsatz solle noch so lange wie nötig dauern, "aber keine Minute länger", sagte Rasmussen.

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