Krieg in Libyen:Rebellen melden Erfolge in Gaddafi-Hochburgen

Teile der Wüstenstadt Bani Walid sind angeblich in ihrer Hand, auch in Gaddafis Geburtsstadt Sirte soll es Fortschritte geben: Truppen der libyschen Übergangsregierung rücken auf die letzten Bastionen der Gaddafi-Anhänger vor. Sie stoßen auf heftigen Widerstand.

Kampfeinheiten der libyschen Übergangsregierung sind am Freitag in die Gaddafi-Hochburg Bani Walid vorgestoßen und haben sich dort heftige Gefechte mit Anhängern des einstigen Machthabers geliefert. Die Kämpfer strömten von Norden her mit Dutzenden Geländewagen Richtung Ortszentrum, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete. Auf den Ladeflächen seien schwere Waffen montiert. Explosionen und Schüsse seien zu hören gewesen.

Ein Kommandeur der Rebellentruppen sagte der AP, seine Kämpfer stünden etwa zwei Kilometer vor dem Zentrum des Ortes, der 140 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis liegt. Das größte Hindernis sei die Allee Wadi Sajtun, an der sich Gaddafi-treue Scharfschützen postiert hätten.

Ein Sprecher des Nationalen Übergangsrats äußerte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP die Erwartung, die Situation in der Wüstenstadt solle bis Freitagabend "geregelt" sein.

Schwere Kämpfe in Sirte

Auch im Kampf um Gaddafis Geburtsstadt Sirte soll es Fortschritte geben. Dem arabischen Nachrichtensender al-Dschasira zufolge sind Rebellentruppen in die Stadt eingedrungen, jedoch ohne das Zentrum zu erreichen.

Bereits am Donnerstag waren die Revolutionsstreitkräfte in die Außenbezirke von Sirte vorgestoßen. Dort seien sie von Anhängern des einstigen Machthabers mit Raketen beschossen worden, sagte der Sprecher des Militärrates von Misrata. Ein Kämpfer sei getötet worden. Elf weitere Männer seien ums Leben gekommen, als ihr Bus auf einen am Straßenrand versteckten Sprengsatz gefahren sei. 18 Anhänger der Übergangsregierung seien von Gaddafi-treuen Soldaten gefangen genommen worden.

Während die Kämpfe andauern, bemüht sich der Übergangsrat um internationale Unterstützung. Am Freitag empfing der Vorsitzende des Rats, Mustafa Abdul Dschalil, den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan am Flughafen von Tripolis.

Erdogan tritt in Tripolis auf

Der türkische Regierungschef befindet sich auf einer Reise durch arabische Länder, bei der er Hilfe anbieten und seinen Status als Führer in der Region bekräftigen will. Abdullah Gül, Staatspräsident der Türkei, hatte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung betont, sein Land könne Inspirationsquelle für den arabischen Frühling sein: "Wir unterstützen diese Umwälzungen mit großer Begeisterung."

Es wurde erwartet, dass Erdogan in Libyen über die Wiederaufnahme von Investitionen in das Land verhandeln wird. Vor Beginn des Aufstands waren türkische Firmen dort an 214 Bauprojekten im Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar (rund 11 Milliarden Euro) beteiligt. Während Erdogans Besuch war ein Auftritt auf dem sogenannten Märtyrer-Platz in Tripolis und eine Reise in die Städte Misrata und Bengasi geplant.

Am Donnerstag hatten bereits der britische Premierminister David Cameron und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy das Land besucht.

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