Krieg in Libyen:Gaddafi ruft zu "Dschihad" auf

Libyens Diktator Gaddafi sucht Freiwillige für die Front. Männer und Frauen sollen sich in neu eröffneten Rekrutierungsbüros melden. Das Verteidigungsministerium ruft auf zum Heiligen Krieg gegen die "Kreuzritter" - gemeint ist die Nato.

Der von den Rebellen bedrängte libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat zum Heiligen Krieg aufgerufen und sucht jetzt Freiwillige für die Front. Die staatliche Nachrichtenagentur Jana hat einen Aufruf des Verteidigungsministeriums zum Heiligen Krieg veröffentlicht. Darin heißt es, Männer und Frauen sollten sich in neu eröffneten Rekrutierungsbüros meldeten. Sie würden dann in "Gotteskrieger"-Einheiten eingesetzt, um gegen die "Kreuzritter" (die Nato) und die "Verräter-Banden" (die Rebellen) zu kämpfen. Beobachter in Tripolis gehen allerdings nicht davon aus, dass sich eine große Zahl von Freiwilligen melden wird.

Haftbefehl gegen Gaddafi erwartet

Der libysche Machthaber Gaddafi sucht neue Kämpfer. Freiwillige sollen sich für einen Einsatz an der Front melden.

(Foto: dpa)

Der Vorsitzende des Nationalen Übergangsrates in Bengasi, Mustafa Abdul Dschalil, wies Überlegungen zurück, Gaddafi könne im Falle eines Rücktritts unter Umständen unbehelligt im Land bleiben: "Ich möchte betonen, dass es weder jetzt noch in der Zukunft für Gaddafi die Möglichkeit gibt, in Libyen zu bleiben." Gaddafi müsse entmachtet und vor Gericht gestellt werden.

Die Führung der Aufständischen macht auf politischer Ebene derzeit weiter Fortschritte. Die türkische Regierung erkannte den Nationalen Übergangsrat als legitime Vertretung der Libyer an. Außenminister Ahmet Davutoglu versprach der Rebellenführung am Sonntagabend in Bengasi zudem 200 Millionen US-Dollar (138 Millionen Euro). Türkische Medien schrieben am Montag, dies bedeute eine weitere Abkehr der Türkei von Gaddafi.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte Gaddafi immer wieder zu einer friedlichen Lösung aufgefordert und mehrfach mit ihm telefoniert. Er hatte ihm auch Hilfe beim Verlassen des Landes angeboten.

Wie die Agentur Jana weiter berichtete, bezeichnete der libysche Ministerpräsident al-Baghdadi al-Mahmudi in Tripolis die Waffenlieferungen Frankreichs an die Rebellen als Verstoß gegen die Libyen-Resolution der Vereinten Nationen. In der vergangenen Woche hatte die französische Regierung eingeräumt, die Aufständischen in ihrem Kampf gegen die Truppen von Machthaber Gaddafi ohne Absprache mit den Nato-Verbündeten mit Waffenlieferungen unterstützt zu haben.

Verhandlungen mit Aufständischen

Unterdessen wurde bekannt, dass die libysche Regierung nach eigenen Angaben mit Aufständischen über eine friedliche Lösung des Konflikts im Land verhandelt. Hochrangige Vertreter von Gaddafi hätten mit Vertretern der Rebellen in Italien, Ägypten und Norwegen Gespräche geführt, teilte sein Sprecher am Montag per E-Mail mit.

Ausländische Regierungen hätten in den Gesprächen vermittelt, die weiter andauerten. Ein baldiges Kriegsende zeichnete sich jedoch nicht ab: Beide Seiten beharrten in den wichtigen Streitfragen - vor allem dem Verbleib von Gaddafi - auf ihren Positionen. Unklar war zudem, ob die Verhandlungen mit Wissen oder gar Zustimmung des Rebellenrates stattfanden.

Nach bisherigen Angaben des Rates, der von immer mehr Ländern als legitime libysche Vertretung anerkannt wird, finden keine Gespräche statt. Die Regierung nannte als einen der beteiligten Oppositionsvertreter Abdel Fattah Junes al-Abidi. Der frühere Sicherheitsminister Gaddafis hatte sich im Februar abgesetzt. Der Rebellenrat beharrte entgegen anderslautenden Aussagen vom Wochenende am Montag darauf, dass Gaddafi Libyen verlassen müsse.

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