Krieg in der Ukraine:Umstrittene Beweise per Satellit

Wladimir Putin spricht von "Neurussland", bestreitet jedoch, dass sich das Militär seines Landes am Konflikt in der Ostukraine beteiligt. Die Nato präsentiert Satellitenbilder als Beweise. Was sie zeigen und welche Zweifel es gibt: ein Überblick.

Für die Nato sind die Satellitenbilder der Firma Digital Globe der Beweis dafür, dass Russland nahe der ukrainischen Grenze eine "hochmobile, effektive Offensiv-Streitmacht" zusammengezogen hat. Doch es gibt auch erhebliche Zweifel an der Aussagekraft solcher Aufnahmen. Zunächst die Bilder im Überblick:

Die Bildkombination zeigt Satellitenaufnahmen vom selben Ort im russischen Oblast Rostow. Laut Auffassung der Nato zeigen sie ein Militärlager etwa 50 Kilometer von der Grenze entfernt: Die Aufnahme links datiert vom 19. Juni 2014. Die rechte Aufnahme vom 20. August 2014 zeigt angeblich ein deutlich vergrößertes Lager. (Foto: dpa)
Diese Aufnahme zeigt laut Nato russische Artilleriegeschütze am 23. Juli 2014, wie sie noch auf russischem Boden - in der Nähe von Chervonyi Zhovten - etwa 6,5 Kilometer entfernt von der Grenze zur Ukraine stehen. Demnach sind sie auf ukrainisches Gebiet gerichtet. (Foto: dpa)
Eine Aufnahme vom 21. August zeigt der Nato zufolge russische Artilleriegeschütze in einem Konvoi auf ukrainischem Boden nahe Krasnodon. (Foto: dpa)
Zwei Tage später, am 23. August, sind russische Artilleriegeschütze in der Nähe von Krasnodon in ihren Stellungen zu sehen. (Foto: dpa)

Schon nach dem Abschuss der Maschine von Fluge MH17 über der Ukraine zog die US-Regierung Bilder heran, die eine Schuld der prorussischen Separatisten nahelegen sollten. Sie zeigen ein Buk-Raketensystem in der Ostukraine nahe der russischen Grenze.

Ende Juli veröffentlichten die USA im Ukraine-Konflikt dann Satellitenbilder, die angeblich beweisen, dass die Russen mit fahrbaren Raketenwerfern über die Grenze hinweg ukrainische Stellungen angegriffen haben.

Diese Doppelaufnahme zeigt der US-Regierung zufolge eine ukrainische Stellung. Links ist sie unversehrt zu sehen. Rechts - zu einem späteren Zeitpunkt - ist das Gebiet demnach von Einschlägen russischer Raketen übersät. (Foto: AP)

Die Beweiskraft solcher Bilder ist unter Fachleuten aber umstritten. In Erinnerung ist der Vortrag des damaligen US-Außenministers Colin Powell im Februar 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat. Dabei beschuldigte Powell den Irak, damals unter der Herrschaft Saddam Husseins, 100 bis 500 Tonnen chemischer Kampfstoffe zu besitzen. Kurz darauf begann der Irakkrieg, Powells Präsentation erwies sich später als falsch.

Ein früherer hochrangiger deutscher Nachrichtendienstler sagte nach dem mutmaßlichen russischen Raketenbeschuss vor einem Monat nun, es komme auf die Interpretation der Aufnahmen an, sie seien kein unumstößlicher Beweis. "Es kann so sein, vielleicht ist es aber auch anders", sagte er.

Auch bei dieser Veröffentlichung griff die US-Regierung auf Material des kommerziellen Anbieters Digital Globe zurück, obwohl die Amerikaner intern über deutlich höherwertige Aufnahmen verfügen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die US-Geheimdienste den Russen nicht verraten wollen, über welche Aufklärungstechnik sie verfügen.

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