Krieg in der Ukraine:Prorussische Separatisten wollen 100 000 zusätzliche Kämpfer mobilisieren

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Ukrainische Soldaten in der Nähe von Donezk. Möglicherweise erhalten sie demnächst Waffenlieferungen aus den USA.

(Foto: AFP)
  • Die prorussischen Separatisten der selbst ernannten Volksrepublik Donezk wollen 100 000 zusätzliche Kämpfer mobilisieren.
  • Die USA erwägen nun doch Waffenlieferungen an die ukrainischen Regierungstruppen, berichtet die New York Times.
  • Sowohl Außenminister Kerry als auch die Sicherheitsberaterin des Präsidenten, Rice, signalisieren Gesprächsbereitschaft.

100 000 Kämpfer mehr

Prorussische Separatisten in der Ostukraine haben eine "Generalmobilmachung" angekündigt. Innerhalb von zehn Tagen sollen 100 000 zusätzliche Kämpfer gewonnen werden, sagte der Anführer der Aufständischen in der von ihnen ausgerufenen Volksrepublik Donezk, Alexander Sachartschenko. Wie die Mobilmachung durchgesetzt werden soll und woher die Kämpfer kommen werden, gab der Separatistenführer nicht bekannt.

Die Separatisten hatten vergangene Woche erklärt, sie wollten ihre Offensive in den Regionen Donezk und Luhansk ausweiten. Ein Großteil des Gebiets wird bis jetzt von ukrainischen Regierungstruppen kontrolliert. Die ukrainische Regierung hatte vor anderthalb Wochen angekündigt, die Zahl der Soldaten um 68 000 aufstocken zu wollen.

Zwölf Tote binnen 24 Stunden

Die Kämpfe zwischen den ukrainischen Regierungstruppen und den Separatisten haben in den vergangenen Wochen zugenommen.

Bei den jüngsten Gefechten wurden nach ukrainischen Behördenangaben mindestens zwölf Menschen binnen 24 Stunden getötet. Darunter seien fünf Soldaten, sagte ein ukrainischer Militärsprecher. 29 weitere Soldaten wurden demnach verletzt, Armeestellungen seien mehr als 100 Mal beschossen worden.

USA erwägen Waffenlieferungen an die Ukraine

Die USA erwägen der New York Times zufolge offenbar nun doch, die Ukraine mit Waffen zu beliefern. Sowohl Außenminister John Kerry als auch der Vorsitzende des Vereinigten Generalstabs, General Martin Dempsey, seien "offen" für Gespräche über Waffenlieferungen an die ukrainischen Regierungstruppen, berichtete die Zeitung am Sonntag. Demnach befürwortet auch die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, derlei Diskussionen.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Bernadette Meehan, sagte der Zeitung dazu, der Fokus liege weiterhin auf einer "diplomatischen Lösung" des Ukraine-Konflikts. Gleichwohl würden regelmäßig auch "andere Optionen" geprüft, die die Grundlage für eine Lösung bilden könnten. Washington unterstützt Kiew bislang mit sogenanntem nicht tödlichen Material wie Panzerausrüstung, medizinischer Hilfe und technischen Suchgeräten.

In einem unabhängigen Bericht mehrerer Organisationen, der am Montag offiziell veröffentlicht werden sollte, wird die US-Regierung aufgefordert, den ukrainischen Truppen Waffen im Umfang von drei Milliarden Dollar (2,65 Milliarden Euro) zu liefern, darunter Panzerabwehrraketen, Aufklärungsdrohnen und Humvee-Geländefahrzeuge. Erarbeitet haben den Bericht acht frühere ranghohe US-Regierungsmitarbeiter und Militärs.

SPD-Außenpolitiker Annen warnt vor Waffenlieferungen

Erste Politiker in Deutschland zeigten sich alarmiert über die Berichte. "Waffenlieferungen der USA an die Ukraine wären ein gefährlicher Schritt, der schnell eine weitere Eskalation nach sich ziehen könnte", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Niels Annen. Der Konflikt sei militärisch nicht zu lösen. Die ukrainische Führung habe dies mit ihrer gescheiterten Offensive bereits einmal schmerzvoll erfahren müssen. "Der Verhandlungsweg ist mühsam, aber richtig", sagte Annen. "Daran sollten wir gemeinsam mit den USA festhalten."

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